Das Finanzierungsmodell für die Universitäten, das die Mittel nach der Anzahl der Studenten an den jeweiligen Einrichtungen verteilt, hat sich als "fauler Apfel" in der heimischen Hochschulbildung erwiesen. Zu diesem Schluss kam das Ministerium für Bildung und Wissenschaft. Gegenwärtig seien die Hochschuleinrichtungen eher darauf fokussiert, mehr Studenten anzuziehen, anstatt sich auf eine solide Realisierungsquote auszurichten, meint Vizebildungsminister Prof. Nikolai Denkow. Auch diesem Grund sehen die Novellen zum Gesetz für Hochschulbildung vor, die Finanzierung von der Qualität der Ausbildung und der Realisierungsquote abhängig zu machen, wobei diese bis 2020 60% der gesamten Bezuschussung ausmachen soll.
"Mit diesen Maßnahmen wollen wir das Aufwand-Ergebnis-Verhältnis optimieren", erklärt Prof. Denkow. "Bei den Studentenzuschüssen sollen die Qualität der Ausbildung und ihre anschließende berufliche Verwirklichung berücksichtigt werden, anstatt nur die Studentenzahlen. Die Bezuschussung der Wissenschaft soll an konkrete Forschungsergebnisse nach objektiven Kennziffern gebunden werden. In einigen Staaten werden die Zuschüsse für Wissenschaft und Forschung direkt an den Inhalten internationaler Datenbanken festgemacht, d.h. an Publikationen, Zitaten und dergleichen. Wir wollen da etwas flexibler vorgehen, da die Ergebnisse in unterschiedlichen Forschungsbereichen auch nach unterschiedlichen Kriterien und Kennziffern bewertet werden."
Gegenwärtig erstellt das Ministerium eine Methodik zur Bewertung der Leistungen von wissenschaftsorientierten Organisationen, einschließlich Universitäten und Hochschulen, die bei der Finanzierung der Hochschulbildung berücksichtigt werden soll. Auch sollen die Hochschulen in Bildungseinrichtungen und Forschungseinrichtungen unterteilt werden. Gegenwärtig betreiben ca. zehn Hochschulen aktive Forschungsarbeit. Weitere 15-20 bewegen sich in diese Richtung und könnten Prof. Denkow zufolge in die Gruppe der Forschungseinrichtungen fallen. Diese Gruppe wird zusätzlich finanziert – sowohl aus dem Staatshaushalt als auch über die europäischen Programme. Im Zuge von Unter- oder fehlender Finanzierung falle es den Hochschulen gegenwärtig sehr schwer, Forschung zu betreiben.
"Forschungsorientierte Hochschulen und Universitäten sollen die Möglichkeit haben, sich selbst auszurichten", erklärt Prof. Denkow weiter. "Sie können sich über die Hochschulbildungsstrategie um zusätzliche Finanzierung bewerben, etwa für Gehaltszuschläge für Dozenten, die solide Forschungsarbeit vorweisen. Auch wäre das ein Motivationsschub für den Einstieg in die Hochschulforschung."
Laut Bildungsressort müssten die Ministerien für Arbeit und Wirtschaft gemeinsam mit den Arbeitgeberorganisationen eine zuverlässige Prognose über die Nachfrage am Arbeitsmarkt erstellen, auf deren Grundlage dann die entsprechenden Studentenzahlen geplant würden. Zu den stark nachgefragten und daher staatlich geförderten Schwerpunktfachrichtungen zählen Ingenieurwissenschaften sowie Informations- und Kommunikationstechnologien. Auch sollen die s.g. geschützten Fachrichtungen finanziert werden, die trotz schwacher Bewerberzahlen für den Staat von Bedeutung sind. Als Beispiel dafür nennt Prof. Denkow Pädagogikberufe: "In den kommenden zehn Jahren wird etwa die Hälfte aller Lehrer in Rente gehen. Daher müssen wir bereits heute etwas tun, um dieser Herausforderung zu begegnen." Zu den geschützten Fachrichtungen zählen u.a. auch Arabische und Ostasiatische Philologie.
Gegenwärtig zählen die staatlichen und privaten Hochschuleinrichtungen 240.000 Studenten. Damit hat sich deren Zahl seit 1990 knapp verdreifacht. Die gute Nachricht ist, dass Akademiker mit 4-5% die niedrigste Arbeitslosenquote aufweisen. Weniger erfreulich ist die Tatsache, dass über die Hälfte der Absolventen in Positionen arbeiten, für die keine Hochschulbildung erforderlich ist.
Übersetzung: Christine Christov
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