Am 26. Juni, dem Welttag zur Bekämpfung der Drogensucht, öffnete das kommunale Tageszentrum für Kinder und Jugendliche mit Verhaltensproblemen in Sofia seine Tore. Damit sollte auf die Gründe aufmerksam gemacht werden, aus denen Teenager zu Drogen und Alkohol greifen. Auch sollte daran erinnert werden, dass hinter jeder zielgerichteten Anstrengung die Hoffnung auf deren Rettung steht. Und hier die nüchterne Statistik: jedes dritte Kind in Bulgarien hat schon einmal Drogen genommen. Dabei greifen die Heranwachsenden zu Marihuana. Diese psychotrope Substanz kann man sich problemlos auf dem Schwarzmarkt besorgen.
„Psychotrope Substanzen führen zur Abhängigkeit, haben aber auch die von den Jugendlichen beabsichtigte Wirkung“, meint die Psychologin Ewelina Pejtschewa, die das jüngste Programm im Zentrum leitet. „Die meisten haben bereits Marihuana genommen. Weder diese Substanz noch Stimulanzien wie Kokain oder Amphetamine dürfen unterschätzt werden. Wenn ein Kind beginnt, Marihuana zu nehmen und obendrein genetisch besonders anfällig für psychische Erkrankungen ist, dann treten diese mit größerer Häufigkeit auf. Leider sind sich die Teenager der Folgen des Drogenkonsums nicht bewusst.
„Weder in diesem noch in einem späteren Alter sind sie sich bewusst, dass sie ein Problem haben“, erklärt Ewelina Pejtschewa weiter. „Bei irgendwelchen Folgen sozialer oder gesundheitlicher Art spricht man von problematischem Konsum. Jedoch sind gesundheitliche Probleme für Jugendliche ein untypisches Thema. Die Jugendlichen denken nicht über Krankheiten nach. Wenn es Probleme in der Familie gibt und das Verhältnis zu den Eltern gestört ist, suchen die Kinder nach einer Alternative. Deshalb ist es sehr wichtig, mit der gesamten Familie zu arbeiten. Der jüngste Programmteilnehmer ist gerade einmal 12 Jahre alt. Mit Freunde hatte er zunächst Alkohol ausprobiert und stieg dann auf Marihuana um. Auch er wurde von seinen Eltern in unser Zentrum gebracht. Wenn die Kinder und Jugendlichen zu uns kommen, müssen sie clean sein. Danach werden sie regelmäßig auf verbotene Substanzen getestet. Vor zehn Jahren stand man auf Heroin, heute nimmt man Stimulanzien. Die Stimulanzien sind „aufputschende“ Substanzen, Heroin hat „entspannende“ Wirkung. Unser Alltag ist dermaßen hektisch, dass die Teenager zu solchen Substanzen greifen, um mit den anderen mithalten zu können.“
Iwo und Ani (Namen sind geändert) kommen seit mehreren Jahren ins Zentrum. Jedoch wollen beide nicht darüber sprechen, warum sie hier sind.
„Ich bin über meine Freude hierher gekommen“, erzählt Iwo. „Davor war ich sehr asozial und verschlossen und wollte niemanden sehen.“
Heute arbeitet er engagiert in der Gruppe mit und ist umgänglicher geworden.
Und hier die Erzählung von Ani:
„Hier habe ich viele neue Freunde gefunden, die ich schätze und von denen ich viel Neues lerne. Im Zentrum erhalte ich wichtige Ratschläge zur Bewältigung meiner Probleme. Meine Eltern sind zufrieden, dass ich versuche, das Leben zu begreifen. Mein Leben hat sich durch meine neuen Freunde verändert. Auch lerne ich mich selbst und andere zu verstehen, die die Welt mit anderen Augen sehen. Ich selbst muss hartnäckiger sein und mehr an mich glauben. Zuvor fühlte ich mich minderwertig und wusste nicht, was ich bin und kann.“
Fünf Jahre brauchen die abhängigen Jugendlichen zur Überwindung ihres Problems. Nach Abschluss des Programms geht jeder seiner Wege. Von Zeit zu Zeit ruft jedoch der eine oder andere im Zentrum an – einfach nur um mitzuteilen, dass es ihm gut geht.
Übersetzung: Christine Christov
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