Sie lebte einmal ganz in der Nähe der aktiven Vulkane auf Hawaii, arbeitete am Smithsonian Institute für Tropenforschung im Herzen des Panama-Kanals und erforschte im afrikanischen Malawi das Leben der Fledermäuse. Die interessantesten Abenteuer habe sie jedoch in Bulgarien erlebt. Das zumindest behauptet die quicklebendige Fledermausforscherin Antonia Hubantschewa.
"Ich habe nie geglaubt, dass ich so viele Orte der Welt kennen lernen werde. Ich stamme aus einer recht armen Familie, die nie die Möglichkeit hatte, zu verreisen. Und dann auf einmal konnte ich die ganze Welt sehen", erzählt Antonia. Ihre Berufswahl trifft sie buchstäblich in 15 Minuten. So lange dauerte nämlich die Präsentation von jungen Wissenschaftlern über das Leben der Fledermäuse. Was genau findet sie an den Tierchen so spannend, die von vielen auch "fliegende Mäuse" genannt werden?
"Ich fand es sehr interessant, dass das Säugetiere sind, über die wir nur sehr wenig wissen", begründet Antonia ihre Berufswahl. "Sie sind zwar klein und flaumig, haben aber mit Mäusen nichts zu tun. Und sie sind unglaublich intelligent! Wie Hunde! Ich wage zu behaupten, dass mein Hund deutlich dümmer ist als die meisten Fledermäuse", erzählt Antonia.
Wie geht man mit Fledermäusen um? Sind diese Tiere zutraulich?
"Fledermäuse sind sehr zutraulich. Für mich gibt es nichts Schöneres, als eine Fledermaus in meiner Hand fressen zu sehen. Sie schmatzen dermaßen laut und mit solch einem Vergnügen, dass sie einem richtig Appetit auf Insekten machen! Sie verstehen es einfach, die Welt und das Leben zu genießen."
Heute bevorzugen viele bulgarische Nachwuchsforscher eine Karriere im Ausland. Warum hat sich Antonia für Bulgarien entschieden?
"Forschungsarbeit ist überall auf der Welt schwierig und unterbezahlt. Die Konkurrenz ist riesig. Hier bewerben sich die klügsten Köpfe der Welt um Forschungsgelder. In Bulgarien muss man einfach etwas aktiver sein. Heute ist die Welt weitaus offener. Meine Generation hat das Riesenglück, überall hin reisen zu dürfen und sich für alles bewerben zu können. Höchstwahrscheinlich erhält man eine Ablehnung. Das hindert jedoch nicht daran, es einfach zu probieren. Ich bin von jungen Menschen umgeben, die genau wissen, was sie wollen. Das inspiriert mich und macht mich glücklich."
Auf Reisen geht Antonia, ohne sich vorab über ihre Reiseziele zu informieren. Ist das nicht riskant?
"Meine erste große Reise trat ich an, ohne zu wissen, wohin es mich verschlägt. Ich hatte weder Vorurteile, noch große Erwartungen. Ich habe dort mehr erlebt, als jene, die sich die Mühe gemacht haben, sich vorher über ihr Reiseziel zu informieren. Das sind zwei unterschiedliche Strategien. Mit den Jahren wird aus einer Zufälligkeit aus Zeitmangel eine Gewohnheit - und zwar den Ort und die Menschen ihre eigene Geschichte erzählen zu lassen."
Antonia hat die ganze Welt bereist. Ihre größte Leidenschaft ist und bleibt jedoch Lateinamerika.
"Lateinamerika hat mich bereits in meiner Kindheit in seinen Bann gezogen. Mit einem Gedicht von Kipling, in dem es heißt: `Brasilien, Brasilien, werde ich Brasilien sehen, bevor ich alt werde?` Letztendlich heißt es, dass man das Land nur zu Gesicht bekommt, wenn man dorthin fährt. Und so geistert Lateinamerika seit meiner Kindheit in meinem Bewusstsein herum. Mit seinen Dschungeln, so wild, so unberührt! Jetzt bin ich sehr glücklich, denn in einer Woche fahre ich nach Gayana in den lateinamerikanischen Urwald. Dort drehen wir einen populärwissenschaftlichen Film über das Leben der Fledermäuse, speziell einer Fledermausart - groß, orange, mit riesigen schrecklichen krummen Nägeln, mit denen sie in den dunklen Wassern der Bäche auf Fischfang geht. Ich hoffe, dass wir mehr über diese Tiere berichten können, die sonst nur mit Magie und Negativem in Verbindung gebracht werden."
Vor einigen Monaten ist Antonia von einer Forschungsreise aus Afrika zurückgekehrt. Was hat sie dort besonders beeindruckt?
"Neben einigen Malaria-Plasmodien und diversen Wunden habe ich von dort die Gewissheit mitgebracht, dass dieses Leben voller Überraschungen ist und sich nicht kontrollieren lässt. Wenn wir uns wirklich Mühe geben und alles tun, was wir können, dann passieren uns vielleicht nicht die Dinge die wir wollen, dafür aber immer etwas Schöneres!"
Übersetzung: Christine Christov
Fotos: Privatarchiv
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