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KTB: Der Nebel hebt sich langsam, es ist aber keine Sonne da

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Foto: BGNES

Man muss nicht unbedingt ein Finanzgenie sein, um schnell zu begreifen, dass die Pleite der viertgrößten bulgarischen Bank KTB nichts weiter war, als eine Masche, wie man den Steuerzahlern viel Geld aus der Tasche holen kann. Dieses Geld wanderte schnell in die Taschen jener, die die Strippen im Hinterzimmer der bulgarischen Politik ziehen. Die Bank schloss am 20. Juni 2014, das Gericht hat sie längst für bankrott erklärt und Inhaber Zwetan Wassilew wohnt in Belgrad, ohne an Bulgarien ausgeliefert zu werden.

Es riecht von weitem nach Absicht. Und es kann heute niemand ernsthaft behaupten, die Bankpleite sei unerwartet, und vor allem ungeplant gekommen. Da sich in letzter Zeit die Meldungen in diese Richtung häuften, bekam die Öffentlichkeit auch eine Information zugeworfen, um den Atem anzuhalten und auf Gerechtigkeit zu warten. Veröffentlicht wurde nämlich eine Liste der Anleger in der skandalträchtigen Bank. Die Namen und die Summen sind in der Tat atemberaubend. Mehr als 180 Richter und etwas mehr als 100 Staatsanwälte gehören neben Politikern, Abgeordneten und Gemeinderäten zu den exklusiven Bankkunden. Sie alle sind verpflichtet, ihre Ersparnisse Jahr für Jahr zu veröffentlichen. Die meisten haben ihre KTB-Konten vergessen.

Die Reaktion aus dem Obersten Justizrat, der Selbstverwaltungsbehörde der Justiz, ließ nicht lange auf sich warten und stellte einen Vergleich zwischen den öffentlich bekannten Eigentumserklärungen und der Bankliste auf. Finanzminister Goranow forderte seinerseits die Veröffentlichung des Prüfungsberichts von Alix Partners, die im vergangenen Sommer die Pleitebank prüfen sollte. Das Besondere daran ist, dass Goranow bis vor wenigen Tagen strikt dagegen war, mit dem Argument, die Veröffentlichung des Prüfberichts würde das Eintreiben der Bankaußenstände erschweren. Nun soll sich auch die Sicherheitsagentur DANS in die Ermittlungen einschalten.

Doch, wie heißt es so schön: wenn man einmal „A“ gesagt hat, muss man auch „B“ sagen können. Die Namensliste der exklusiven Bankkunden wird bald vergessen sein. Viel interessanter ist nämlich, wer von der Pleitebank und zu welchen Konditionen Kredite bekommen durfte. Denn eins steht fest – die Korporative Handelsbank KTB ist wegen schlechter Kredite Pleite gegangen. Die große Frage lautet, wohin die Milliarden geflossen sind, die wir alle zu zahlen haben, und wer ließ die Bank ausbluten. Käme dies ans Tageslicht, dürfen wir nicht nur auf finanzielle, sondern auch auf politische Erdrutsche gespannt sein.

Viele Beobachter haben Recht, wenn sie behaupten, dass die Pleite der viertgrößten Bank in Bulgarien nichts weiter war, als die erneute Umverteilung von Kapitalien und wirtschaftlich-politischem Einfluss, wie wir schon einmal nach der Wende erlebt haben. Die Beteiligten sitzen hoch zu Ross in Wirtschaft und Politik. Deshalb ist kaum zu erwarten, dass sie es zulassen, ins Rampenlicht gerückt zu werden. Dann würde nämlich das gesamte korrupte Konstrukt der bulgarischen Politik, Wirtschaft und Justiz in sich zusammenfallen.

Deutsche Fassung: Vessela Vladkova



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