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Das erfüllte Leben von Ralitza Filipowa inmitten ihrer Clowns

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Jeny Kostadinowa, Gründerin des Kunsthauses „Die Puppen”, und die Clown-Sammlerin Ralitza Filipowa
Foto: Diana Zankowa

Er saß einfach nur da und lächelte. An einem verregneten Herbsttag in der Prager Innenstadt. Und die Liebe begann mit einem Lächeln – mit dem Lächeln eines Clowns. Groß und klein, bunt und mit verschlissenen Kostümen – so lugen die Clowns mit leuchtenden Augen hervor. Im Puppenhaus, wo die Bewohner aufleben, wenn es dunkel wird, kann man sie entdecken – die fröhlichen Kids von Ralitza Filipowa, die mit Leidenschaft Puppen mit bemalten Gesichtern sammelt. Die Ausstellung ist noch bis zum 28. April zu sehen.

СнимкаAls Kind wohnte sie in der Nähe eines Zirkus. Die Welt, in der Wunder geschehen, zieht sie magisch an. Auch die schillernden Farben sind so ganz anders als die graue Wirklichkeit von damals. Am meisten beeindruckt sie jedoch der Clown. Heute denkt sie, dass sie schon als Kind intuitiv das verspürt habe, was der Clown verkörpert – die Fähigkeit, nach jedem Tiefschlag wieder aufzustehen, den Schlägen des Schicksals mit einem Lächeln zu begegnen und stets nach vorn zu blicken. Wie der Clown eben, selbst wenn er in der Manege des Lebens einen Fußtritt bekomme, sagt Ralitza Filipowa und weiter:

Er ist vermutlich traurig und einsam, weil man ihn nicht versteht. Wie kann er lächeln, obwohl man ihn verscheucht, ihm einen Fußtritt verpasst und ihn beleidigt hat?“, fragt Ralitza Filipowa rhetorisch. „In diesem Moment ist er in der Tat einsam. Im Inneren ist er jedoch stets fröhlich. Wie meine Puppen, mit Ausnahme zweier Direktoren. Das ist auch der Grund für meine Ausstellung – wir lachen immer weniger. Lachen ist ansteckend. Wenn es mir gelingt, die Leuten zum Lachen zu bringen, zaubern sie morgen vielleicht anderen ein Lächeln ins Gesicht.“

Ihren ersten Clown trifft sie in Prag. Er besticht sie mit seinen grellen Farben und seinem fröhlichen Gesicht. Seit nunmehr einem Viertel Jahrhundert begleitet er sie von Haus zu Haus und ist zudem nicht eifersüchtig auf die rasant ansteigende Begleitung. Die Sammlerleidenschaft von Ralitza Filipowa bricht vor vier Jahren aus, als ihr Ehemann – der Kameramann Oleg Iwanow – ihr einen Clown mit blauer Nase schenkt. Seitdem ist sie ihnen verfallen. Mancher Clown wartet in einem angeschlagenen Koffer auf dem Flohmarkt auf sie, andere kramt sie mit unfehlbarer Spürnase aus Bergen von Spielsachen und anderen Dingen hervor. Dritte bitten mit verstummter Seele einfach nur darum, von ihr adoptiert zu werden.

Jeder Clown hat seine ureigene Geschichte“, erzählt Ralitza Filipowa. „Beispielsweise ist der grün-orange Clown schon sehr alt. Vor ungefähr einem Monat komme ich in mein Büro in der Kinderredaktion des Staatsfernsehens und sehe ihn mit einem zerfetzten Bein auf einem Stühlchen sitzen. Genau meinem Schreibtisch gegenüber. Ich kann ihnen nicht beschreiben, wie sehr ich mich darüber gefreut habe. Ich habe ihn dann sofort zu meinen Freunden in die Puppenwerkstatt der Akademie für Theater- und Filmkunst gebracht, denn der Clown brauchte eine Generalüberholung. Und jetzt ist es hier in der Ausstellung zu sehen.“

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Die Puppe mit einem grünen und einem orangen Bein schaut von oben herab – immerhin ist sie ein hängender Clown. Fliegend wendet er uns den Rücken zu, ohne sich um die Besucher zu scheren. Der verliebte Clown wiederum hat ein strahlendes Lächeln – er liebt eben die Menschen, das Leben und überhaupt alles. Am eigenwilligsten ist der Herr mit den blauen Hosen, der roten Fliege und der gestreiften Schirmmütze – er schaukelt über einer Wendeltreppe, zappelt hin und her und kann keine Minute stillsitzen. Unter ihm auf der Treppe haben die Dirigenten Platz genommen – mit ernsten Gesichtern und aufgewühlter Frisur. Gleichzeitig schlafen die Babys seelenruhig in einem Koffer.

Was soll man machen. Im Leben von Ralitza Filipowa dreht sich nun mal alles um Kinder. Sie schreibt Märchen, Theaterstücke, Radio- und Fernsehsendungen und ... 210 Clowns. In der Sendung „Eine Million und zwei Lächeln“ des Staatsfernsehens denkt sie sich s.g. Clown-Gymnastik aus und bedauert, dass Stephen King mit seinem Phantasiegebilde ES mehr als ein-zwei Kinder verstört hat. Immerhin ist es der Clown, der kranke Kinder besucht. Der Clown sei Berufung und Philosophie, meint Ralitza Filipowa und nennt als Beispiel Koko – also den Schauspieler Nikolaj Nikolaew. Seit mehreren Jahren behandelt er Kinder in der Notfallklinik Pirogow mit Lachtherapie. Jüngst brachte er zudem die Erwachsenen zum Weinen – mit den Geschichten aus seinem neuen Buch „Ich, der Clown“. Die traurigste Geschichte steht aber erst noch bevor. Koko wird sich bald von den kranken Kindern verabschieden müssen – wegen herzloser Worte wie „auslaufender“ und „Vertrag“.

Übersetzung: Christine Christov

Fotos: Diana Zankowa



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