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Facebook-Schreiben beschert Rentnern Osterglück

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Ein ergreifendes Schreiben der Rentnerin Sneschana Keschewa an die Ombudsfrau in Bulgarien, Maja Manolowa, wurde zum Auslöser für eine landesweite Kampagne unter dem Motto „Ostern für jeden – beschenke Oma und Opa zum Festtag“.

Sneschana Keschewa und Maja ManolowaDie Rentnerin hatte sich bei der Ombudsfrau beklagt, dass sie keine Osterprämie bekommen werde, nur weil ihre Rente um einen Lew (umgerechnet 50 Eurocent) höher sei, als die Obergrenze, ab der keine solche einmalige staatliche Zuwendung für arme Rentner zusteht. Sie beträgt übrigens 20 Euro – eine überaus bescheidene Summe, die aber in den Augen der Rentenempfänger dennoch eine Hilfe darstellt. Bei einem persönlichen Treffen zwischen beiden Frauen wurde spontan die Idee für eine Wohltätigkeitskampagne geboren. Es stellte sich heraus, dass sich etwas mehr als 20.000 Rentner in der gleichen Lage, wie Sneschana Keschewa befinden. Sie sollen jedoch nicht leer ausgehen und die Spendenaktion, die bereits auf vollen Touren läuft, hat schon mehr als 200.000 Euro eingebracht. Die Gelder sollen in Form von Lebensmittel-Gutscheinen zu 10 Euro verteilt werden, die in nahezu 5.000 Geschäften in ganz Bulgarien eingelöst werden können. Die Spendenaktion selbst läuft bequem übers Handy, wobei man mit einer gebührenfreien SMS jeweils 50 Eurocent überweist. Man kann natürlich auch eine Überweisung auf dem Bankweg tun. Die Ombudsfrau Maja Manolowa teilte uns Einzelheiten mit:

Die Initiative startete förmlich im Haus von Sneschana Keschewa“, erzählt Manolowa. „Sie bat mich, sie zu besuchen, weil sie im Rollstuhl sitzt und es ihr unmöglich sei, bis zur Regionalverwaltung zu kommen. Sie klagte, dass sie erneut kein Ostergeld von der Regierung bekommen werde. Jede Regierung lege eine Einkommensobergrenze fest, unterhalb der eine Hilfe zusteht. Jene, die knapp darüber liegen, treffe es immer hart und so entschieden wir uns, an die Güte der Menschen zu appellieren. Sneschana erzählte mir, dass sie selbst trotz aller Schwierigkeiten immer geholfen habe, wo sie konnte. Es zeigte sich, dass sich an der Wohltätigkeitsaktion auch Rentner beteiligen, die nun anderen Rentnern helfen.“

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Der Kampagne schlossen sich tatkräftig etliche populäre bulgarische Künstler an, wie auch das Bulgarische Rote Kreuz, die Nationale Vereinigung der Gemeinden, ferner Lebensmittelhersteller, Arbeitgeberorganisationen, höhere Beamte, Medien (darunter natürlich der Bulgarische Nationale Rundfunk), die Nationale Freiwilligenvereinigung, Studenten und die Post, die den Rentnern die Lebensmittel-Gutscheine zustellen werde.

Die Wohltätigkeitskampagne brachte eine ganze Lawine von weiteren Initiativen in Bewegung – Jugendorganisationen starteten die Aktion „Kaufe und spende“, es finden Wohltätigkeitskonzerte statt, während Ärzte kostenlose Sprechstunden für Rentner einrichten.

Die hilfewilligen Hersteller und Händler von Nahrungsmitteln werden aber vor ein altbekanntes Problem gestellt: für Lebensmittelspenden werden 20 Prozent Mehrwertsteuer und 10 Prozent Körperschaftssteuer erhoben. Daher ziehen sie es vor, die überflüssige Nahrung lieber zu vernichten. Dazu Maja Manolowa:

Die meisten Menschen spenden zu ganz bestimmten Anlässen, wie Feiertage, die Tafel der Rentner ist aber in der übrigen Zeit des Jahres weiterhin kärglich“, konstatiert die Ombudsfrau. „In Bulgarien werden sehr viele Nahrungsmittel vernichtet – laut Angaben von Nichtregierungsorganisationen etwa 700.000 Tonnen jährlich. Täglich sieht man, wie arme Leute in den Müllcontainern, vor allem in der Nähe von großen Lebensmittelgeschäften, nach Essensresten suchen. Den Firmen, die Nahrungsmittel herstellen oder vertreiben kommt es billiger, Essen zu vernichten, als zu spenden. Daher sollte zu diesem Thema eine Kampagne, eine öffentliche Diskussion gestartet werden, um die Gesetzgebung dahingehend zu verändern, damit die Menschen Interesse an Nahrungsmittelspenden bekommen. So wird es in Bulgarien des 21. Jahrhunderts keine Hungernden mehr geben. Das haben viele andere europäische Länder bereits erreicht. Wir müssen uns bemühen, die Zahl hungernder Kinder und alter Menschen zu senken.

Übersetzung: Wladimir Wladimirow



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