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Religiöse Stätten Sofias ziehen zunehmend mehr Besucher an

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Foto: BULFOTO

Zu großen Kirchenfesten, wie jüngst Ostern oder der bevorstehende Georgstag, füllen sich die Kirchen und Klöster Bulgariens mit Besuchern. Einige folgen innersten Glaubensgefühlen, andere dem Traditionsbewusstsein, dritte wiederum nutzen die Gelegenheit, um mehr über Geschichte, Kunst und Religion zu erfahren. Es kommen auch viele Ausländer, die in die mystische Welt der Ostkirche eintauchen wollen, in der der Geist des alten Byzanz allgegenwärtig ist. 

Von den rund 170 Klöstern in Bulgarien befinden sich allein 70 auf dem Territorium des Bistums von Sofia. Diese Stätten altehrwürdigen christlichen Glaubens liegen verstreut um Sofia, das die Stadt der „Weisheit Gottes“ ist, denn benannt ist sie nach der Sophienbasilika aus dem 5. Jahrhundert. Zu jener Zeit blickte bereits die Stadt auf eine bedeutende Geschichte zurück, auch in Fragen der christlichen Religion. Denken wir beispielsweise an die im Jahr 343 durchgeführte Reichssynode mit über 300 Bischöfen aus ganz Europa...

Sophienkirche  Kirche

Seit einigen Jahren sind Kirche und Gemeindeleitung bestrebt, den Pilgertourismus zu fördern. Mittlerweile sind etliche der Klöster nicht nur saniert, sondern auch bedeutend leichter zu erreichen. „Es muss aber noch vieles getan werden“, wirft der Reiseführer Georgi Todorow ein und setzt fort:

„Jeder, der Sofia einen Besuch abstattet, besucht natürlich als erstes die größten und bedeutendsten Kirchen der Stadt, wie die Alexander-Newski-Gedächtniskathedrale, die Georgsrotunde und die Kirche der heiligen Nedelja“, erzählt der Reisebegleiter. „Die Serben zum Beispiel halten ihre Heiligen hoch in Ehren und daher ist es wichtig zu popularisieren, dass die Gebeine des serbischen Königs und Heiligen Stefan Milutin in der Heiligen-Nedelja-Kirche ruhen. Alljährlich findet am Vorabend seines Festes, das am 29. Oktober begangen wird, ein Wechsel der Kleidung des Heiligen statt. Sein altes Gewandt wird in kleine Stücke geschnitten und an die Gläubigen verteilt, da es in Berührung mit den Gebeinen war und selbst zu einer Reliquie mit wundertätigen Eigenschaften geworden ist. Das sollte meiner Meinung nach besser popularisiert werden. So würden auch mehr Pilger kommen.“

der heiligen Nedelja

Die Kirche der heiligen Nedelja ist nicht nur die Kathedrale des Metropoliten (sprich Erzbischofs) von Sofia der Bulgarischen Orthodoxen Kirche, sondern auch eine der schönsten Kirchen der Hauptstadt überhaupt. Sie trägt heute den Namen einer Heiligen, die im Bulgarischen Nedelja heißt; allgemein ist die jedoch als Cyriaca von Nicomedien bekannt. Sie gehört zu den verehrtesten Heiligen in Bulgarien. Im Frühmittelalter, als diese Kirche im Zentrum Sofias gegründet wurde, scheint das Gotteshaus dem „Tag des Herrn“, Griechisch „Kyriaki“, Lateinisch „Dominica“ – also Sonntag, geweiht gewesen zu sein. Erst in späterer Zeit fand eine Namensübertragung auf die Heilige statt. Seit dem Beginn des 18. Jahrhunderts bis in die Neuzeit wurde die Kirche auch „Heiliger König“ genannt, weil die 1460 nach Sofia gebrachten Gebeine des heiligen Stefan Milutin in diesem Gotteshaus eine endgültige Ruhestätte fanden. Sie wurden auch verschont als die Kommunisten 1925 einen schweren Bombenanschlag verübten, bei dem rund 200 Menschen ums Leben kamen und weitere 500 verletzt wurden. Die Kirche wurde daraufhin nicht nur wiederaufgebaut, sondern erhielt eine völlig neue architektonische Gestaltung, die bis heute die Blicke auf sich zieht.

Auch viele andere Kirchen der Hauptstadt sind nicht nur sehenswert, sondern haben ähnlich interessante Geschichten zu erzählen. Darunter die Alexander-Newski-Gedächtniskathedrale, die aus dem 4. Jahrhundert stammende Georgsrotunde und nicht zu vergessen die Sophienkirche – die Namensgeberin der Stadt.

Alexander-Newski-Kathedrale

„Das sind alles emblematische und historisch bedeutende Stätten, die vom Reichtum unseres kulturellen und geistigen Erbes zeugen“, setzt der Reiseführer Georgi Todorow fort. „Die Menschen kennen die St.-Pauls-Kathedrale in London, den Petersdom in Rom und die Kathedrale Santa Maria del Fiore in Florenz. Wenn wir aber den Vergleich wagen, können wir guten Gewissens sagen, dass die Alexander-Newski-Kathedrale in Sofia weltweit die bedeutendste Meisterleistung der neobyzantinischen Kirchenarchitektur ist. Viele Architekten haben in ihren Kirchenprojekten Ende des 19., Anfang des 20. Jahrhunderts an die Architektur des Byzantinischen Reiches angeknüpft. Die Kathedrale in Sofia stellt die Quintessenz allen Suchens dar. Leider ist dieses Kirchenbauwerk international nur wenig populär. Aus diesem Grund muss man die Besucher Sofias darauf aufmerksam machen und ihnen die Entwicklung in der Kirchenarchitektur verdeutlichen. Die Kuppel stellt in gewisser Weise das Idealbild Gottes dar. Man muss viel auf diesem Gebiet lesen, um zu begreifen, was für Kleinode wir hier in Bulgarien besitzen. Es liegt an uns, sie zu popularisieren.“ 


Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow

Fotos: BULFOTO


 




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