Die letzten blutigen Anschläge in der Türkei werfen auch in den benachbarten Ländern ernsthafte und beunruhigende Fragen auf. Es hat sich erwiesen, dass zwei der zwölf Opfer bei der Bombenexplosion im Istanbuler Stadtbezirk Vezneciler aus Bulgarien stammen – einer der Polizisten und eine Frau. Ankara hat Ermittlungen eingeleitet, ob die Attentäter Unterstützung aus Nachbarländern erhalten haben und wollte von Sofia die Namen aller wissen, die über Bulgarien in die Türkei ein- oder ausgereist sind. Das sorgt für eine zusätzliche Belastung der bulgarischen Behörden, die allein im vergangenen Jahr ca. 17.130 Ausländer einer Kontrolle unterzogen haben. Dabei wurde festgestellt, dass von 181 dieser Ausländer eventuelle Gefahren für die nationale Sicherheit Bulgariens ausgehen könnten.
Die zusätzliche Verunsicherung nach den Terrorakten in der Türkei korrespondiert voll mit der Besorgnis der bulgarischen Behörden. In einem unlängst veröffentlichten Regierungsbericht über den Zustand der nationalen Sicherheit 2015 heißt es, es bestünde die Gefahr, dass in Bulgarien Logistikzentren zur Unterstützung von Terroraktivitäten in benachbarten Ländern entstehen. Die vorgenommenen Analysen lassen den Verdacht aufkommen, dass sich die PKK und der Islamische Staat bei den jüngsten Terroranschlägen in der Türkei bereits verbündet haben könnten. Bislang liegen keine Informationen über bulgarische Kämpfer an der Seite der Terrorgruppen vor. Es gibt aber Vermutungen in diese Richtung, so dass sich die Geheimdienste auch damit befassen müssen. In Bulgarien mag es vielleicht keine Zellen des IS geben, doch es gibt Anzeichen dafür, dass radikal gesinnte Islamisten in Zentralbulgarien diese Terrororganisation nachzuahmen beginnen. Im Zuge der Ermittlungen zu den Anschlägen in der Türkei will man auch herausfinden, wer binnen der letzten Woche bestimmte Wagen gemietet hat. Das geht auch Bulgarien etwas an, weil sich herausgestellt hat, dass die Inhaberin eines der in Istanbul beschädigten Wagen eine Bulgarin ist, die ihn einem Ausländer incognito zur Verfügung gestellt hat, um keine Steuern zahlen zu müssen. Das ist kein Einzelfall, sondern eine Massenerscheinung, der man aus Steuer- und Sicherheitsgründen ein Ende setzen sollte.
Die Terroranschläge in der Türkei fielen mit Debatten über weitere Novellen im Antiterrorgesetz in Bulgarien zusammen. Das Vorhaben der Regierung, strengere Maßnahmen zu ergreifen, trifft in der Gesellschaft und in bestimmten politischen Kreisen auf Unzufriedenheit und weckt die Befürchtung, es könnte einer Einschränkung der Bürgerrechte und –freiheiten nach sich ziehen. Alles in allem bestätigt sich die altbewährte Wahrheit, dass die Probleme in einem Balkanland schnell zum Problem der restlichen Länder in der Region werden. Die beste Medizin dagegen ist ein gemeinsames Vorgehen.
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