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Zwei Bulgaren für den Astrid-Lindgren-Gedächtnispreis nominiert

Foto: Privatarchiv

Auf der Frankfurter Buchmesse wurden auch dieses Jahr wieder die Nominierungen für den Astrid-Lindgren-Gedächtnispreis (ALMA) für 2017 feierlich bekanntgegeben – insgesamt 226 Kandidaten aus 60 Ländern. Der Gedächtnispreis ist mit einem  Preisgeld von rund einer halben Million Euro der weltweit größte Kinder- und Jugendliteraturpreis. Er wurde 2002 durch die schwedische Regierung initiiert und wird unabhängig von Herkunftsland und Sprache verliehen. Bedingungen sind die Popularisierung allgemeinmenschlicher Werte und die Leseförderung im Geist Astrid Lindgrens. Zum ersten Mal, seit es diesen Preis gibt, wurden zwei Bulgaren nominiert: der Illustrator Ljuben Sidarow und die Schriftstellerin Julia Spiridonova.

Wir trafen uns mit Julia Spiridonova (Jahrgang 72), die zu den beliebtesten bulgarischen Kinderaurinnen unserer Zeit gehört. Sie verfasst aber nicht nur Kinderbücher, sondern schreibt auch Drehbücher – bisher sind es mehr als 400 an der Zahl. Zurück zu ihrer Nominierung. Wie reagierte die Autorin darauf?

Ich bin sehr glücklich, dass die Stiftung „Kinderbuch“ Ljuben Sidarow und mich nominiert hat“, sagt Julia Spiridonova. „Wir sind kein Tandem, obwohl ich mich sehr freue, dass wir zusammen vorgeschlagen wurden. Ich bin mit seinen Illustrationen aufgewachsen. Als ich klein war, wollte ich sogar keine Kinderbücher haben, die nicht von ihm illustriert sind. Seine Zeichnungen haben mir beispielsweise die Welt der Märchen von E.T.A. Hoffmann geöffnet. Wenn er sie nicht illustriert hätte, wäre ich sicher an ihnen vorbeigegangen. Die Konkurrenz im Rennen um den Astrid-Lindgren-Gedächtnispreis ist sehr stark. Ich will nur daran erinnern, dass Künstler, wie Quentin Blake unter den Nominierten sind, der Bücher von Roald Dahl illustriert hat.“

Julia hat als Kind überaus gern gelesen. Doch als sie im Teenageralter war, hatte sie das Gefühl, dass es keine richtigen Bücher für sie mehr gibt. Und so wurde der schriftstellerische Funken in ihr entzündet – sie begann selbst zu schreiben. Bereits ihre ersten Teenager-Romane waren ein Erfolg. Ihr jüngstes Buch heißt „Chronos“.

Dieses Buch bedeutet mir viel, denn es unterscheidet sich von meinen vorangegangenen drei Romanen“, erzählt die Autorin. „Jeder der Haupthelden wird mit großen Problemen konfrontiert, doch sie stehen in keinem Vergleich zu denen von Chronos. Er ist 17 Jahre alt und ein Mathe-Genie – der Stolz des Gymnasiums… und gleichzeitig ist er rauschgiftsüchtig. Das Buch legt die Probleme ganz offen dar. Ich würde mich freuen, wenn es auch von jenen gelesen wird, die keine Leseratten sind, wie auch von Eltern. Es vermittelt einen Einblick in die innere Welt eines Süchtigen und in den inneren Kampf, wieder davon loszukommen. Ich hoffe, dass die Eltern das Wesen und den Ernst dieses Problems erkennen.

Für Julia Spiridonova ist es wichtig, nicht nur interessant zu schreiben, sondern möglichst viele junge Menschen zum Lesen zu bewegen. Und so fährt sie durch Bulgarien, trifft sich mit Kindern und Jugendlichen und organisiert verschiedene Wohltätigkeitsaktionen, die sich alle um das Lesen drehen. Auch jene Kinder werden angesprochen, die noch nicht lesen können. In einer der Aktionen lesen ihnen Freiwillige in der Stadtbibliothek Sofia Märchen vor. Mit Schmerz hat Julia feststellen müssen, dass die Literaturstunden in den Schulen in keiner Weise zum Lesen anregen. Im Gegenteil! Etliche Werke der Pflichtliteratur öden die Schüler an und sie verlieren gänzlich die Lust daran.

Wir fragten Julia Spiridonova nach ihren ganz persönlichen Lieblingsautoren und Lieblingshelden:

Ich lese viel und es fällt mir schwer, nur einige der Schriftsteller und Helden hervorzugeben“, sagt die Autorin. „Die wohl größte Bedeutung in meiner Kindheit hat Astrid Lindgren gespielt – sie spielt sie auch heute noch. Daher macht mich die Nominierung so glücklich. Astrid Lindgren als Schriftstellerin und Mensch war und ist für mich stets ein Leitstern. Ihre Bücher haben mein Leben verwandelt. Allein die Idee, ein Buch, wie „Pippi Langstrumpf“ zu schreiben, fand ich unwahrscheinlich. Der Beruf eines Schriftstellers verwandelte sich in meinen Augen in den besten auf der Welt“, sagte abschließend Julia Spiridonova.

Ob sie und der Illustrator Ljuben Sidarow den Astrid-Lindgren-Gedächtnispreis gewinnen, wird erst am 4. April kommenden Jahres klar sein, denn dann findet in Stockholm die Verleihungszeremonie statt.

Übersetzung: Wladimir Wladimirow



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