Nachdem sich der bulgarische Ministerpräsident Bojko Borissow im Juni zu einer zweitägigen Visite in der Türkei aufhielt, stattete er gestern dem Nachbarland erneut einen Besuch ab, wo er sich in Istanbul am 22. Welt-Erdöl-Kongress beteiligte. Borissow hat in seinen bisherigen zwei Amtszeiten eine aktive Energiepolitik geführt und setzt sie nun fort. Bulgarien ist in Bezug auf die Naturressourcen nicht sonderlich gesegnet und das bedingt eine starke Zusammenarbeit mit dem Ausland. Und so nutze Borissow das Istanbuler Forum, um die Energieprioritäten seines neuen Kabinetts mit den grundlegenden Partnern Bulgariens zu präzisieren und in Einklang zu bringen.
Vor den Kongressteilnehmern stellte Bojko Borissow das Balkan-Gashub-Projekt als eine Infrastruktur vor, die für die Diversifizierung der Gaszustellungen für Europa von großer Bedeutung sei. Der geplante Gasverteiler solle die Gaslieferungen aus Bulgarien, Rumänien, Russland und Aserbaidschan managen. Borissow machte in diesem Zusammenhang darauf aufmerksam, dass sich an der Erkundung und Förderung von Erdgas in der bulgarischen Wirtschaftszone am Schwarzen Meer eine der größten Erdölgesellschaften beteilige.
Die Idee zur Errichtung eines Gas-Hubs in Bulgarien brachte Borissow zu einem Zeitpunkt vor, da sich die Türkei anschickt, die Rolle eines regionalen Gasspeichers zu übernehmen. Mit der Erweiterung des Gasspeichers unter dem Tuz-See ist die Türkei in der Lage, vier Mal mehr Gas zu speichern. Außerdem wurde von russischer Seite bereits im Mai der Bau von der Turkish-Stream-Pipeline in Angriff genommen, die Erdgas über das Schwarze Meer in den europäischen Teil der Türkei und von dort nach Griechenland pumpen wird. Die Tatsache, dass Borissow dennoch sein Projekt in Istanbul vorstellte, zeigt, dass es nicht als eine Alternative zu den Gaslieferungen über die Türkei betrachtet wird. Und so stufte Borissow sein Gespräch mit seinem türkischen Amtskollegen Binali Yıldırım als einen wichtigen Schritt zur Kopplung der Gasnetze zwischen Bulgarien und der Türkei ein, die weiterhin auf ihre Verwirklichung wartet. Ferner bestätigte Borissow, dass seine Regierung aktiv die Entwicklung des südlichen Gaskorridors unterstützen werde, in dem die Türkei eine Schlüsselstellung einnimmt. Neben dem Nordkorridor aus Norwegen, dem Ostkorridor aus Russland und dem Mittelmeerkorridor aus Afrika, werde der Südkorridor die vierte Erdgasquelle der Europäischen Union darstellen. Außer der Türkei als Transitland, sehe dieser Gaskorridor Transitwege über das Schwarze Meer und dem östlichen Mittelmeerraum vor.
Im Hinblick auf die Diversifizierung der Gasquellen beteiligte sich Bojko Borissow mit den Staatspräsidenten der Türkei, Aserbaidschans und Serbiens sowie des albanischen Ministerpräsidenten an einem gemeinsamen Gespräch. Die Teilnahme Bulgariens an dem Treffen ergab sich allein aus der Tatsache, dass sich rund 80 Prozent aller Pumpstationen der Balkanhalbinsel in Bulgarien befinden.
Borissow bestätigte vor dem russischen Energieminister Alexander Nowak in Istanbul die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit Russland und den Wunsch zur Erweiterung der nationalen Gasinfrastruktur entsprechend den Regeln der Europäischen Union. Ferner gab Borissow deutlich zu verstehen, dass seiner Regierung an der Wiederaufnahme des Projekts zum Bau des zweiten bulgarischen Kernkraftwerks bei Belene sehr gelegen sei. Für dieses Projekt müsse jedoch ein strategischer privater Investor gefunden werden.
Im Grunde genommen nannte Bojko Borissow in Istanbul keine überraschend neuen Prioritäten, sondern präzisierte die altbekannten unter den politischen Realitäten in Bulgarien angesichts der neuen Koalitionsregierung in Sofia. Die Verwirklichung dieser Prioritäten hängt jedoch vor allem von den geostrategischen Realitäten ab, die bislang etliche Projekte behinderten. Hierbei hat auch die internationale Lage östlich Bulgariens ein schweres Wort mitzureden.
Übersetzung: Wladimir Wladimirow
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