Die Behausungen aus der Jungsteinzeit in der bulgarischen Stadt Stara Sagora sind ein historisches Denkmal von globalem Wert. Sie fungieren auch in der Liste der 100 nationalen touristischen Objekte Bulgariens. Im Museum, das um die Fundstätte errichtet wurde, herrscht eine ständige Temperatur und Luftfeuchtigkeit, um den kostbaren Artefakt zu schützen. Es handelt sich hierbei um einen prähistorischen Wohnhügel aus der Jungsteinzeit (7.-6. Jahrtausend vor Chr.) bis zur frühen Bronzezeit (3. Jahrtausend v. Chr.). Die jüngsten Ausgrabungen haben einen zweistöckigen Bau freigelegt, von dem es heißt „das europaweit am besten erhaltene Haus aus dieser Epoche“ zu sein, erklärt Petar Kaltschew, Direktor des Regionalen Geschichtsmuseums in Stara Sagora und weiter:
„Es ist ein einmaliges Gefühl, wenn man vor den Überresten dieser Behausung steht. Man kann sich bildlich das Leben und die Lebensweise der Menschen hier vor 8.000 Jahren vorstellen. Die Häuser wurden gebaut, indem trockene und von der Rinde befreite Eichenpflöcke in einem Abstand von 25-30 cm in den Boden gerammt wurden. Die Holzkonstruktion bestand aus einem Geflecht aus dünnen Stangen, das beidseitig mit einer Lehm-Stroh-Mischung verkleidet wurde. Das zweistöckige Haus hatte ein strohgedecktes Satteldach aus Holz, war ca. 7 Meter hoch und stabil gebaut. Teilweise sind die Pfähle, die die Konstruktion tragen, 18 bis 20 cm dick.
Hier befindet sich der am besten erhaltene Herd aus dieser Epoche in Europa. Er ist kuppelförmig und oben abgeflacht, damit man das Getreide darauf trocknen konnte, das später in Handmühlen aus Stein zermahlen wurde. Diese sind ebenfalls hier ausgestellt. Es wurden elf Lager für die Getreidevorräte der Familie gefunden, die hier gelebt hat. In der Nähe des Herdes, wo es am wärmsten war, befand sich die Schlafstätte – eine Art über dem Fußboden erhobene Rampe. Im ersten Stock gibt es noch einen Raum mit einem Herd, mit steinernen Handmühlen, Lagern, einem Schleifstein, steinernen Mörsern zum Zerkleinern der Körner, zahlreiches Keramikgeschirr, etliche rituelle Weizenkornmodelle aus Keramik und Kultaltare, wo Fruchtbarkeitsrituale abgehalten wurden. Die Hausbewohner waren intelligente, rational denkende Menschen mit großen Kenntnissen. Sie haben es fertig gebracht, mit einem relativ primitiven Instrumentarium ein solides und gemütliches Heim einzurichten.“
Über den Lebensunterhalt der hiesigen Bevölkerung teilte uns Petar Kaltschew Folgendes mit:
„Diese Menschen haben vor allem Landwirtschaft und Viehzucht betrieben. Bei ca. 70 Prozent der Knochenfunde handelt es sich um Haustierknochen. Haustiere versorgten sie mit Wolle, Milch, Fleisch und Leder. Im Haus wurden auch verkohlte Weizenkörner gefunden. Wie sich herausgestellt hat, hatte der Weizen, der vor 8.000 Jahren in dieser Gegend angebaut wurde, die gleiche Korngröße wie der, der im 19. Jahrhundert in Europa gezüchtet wurde. Wir können also nur erahnen, welch immense landwirtschaftliche Selektion schon einst hier betrieben wurde. Als diese Menschen das erste Metall entdeckt haben – das Kupfer – begannen sie, Erze zu fördern, zu verarbeiten und Kupfergegenstände zu schmieden. Sie fertigten aber auch Gegenstände aus Keramik, Werkzeuge aus Stein und Feuerstein an. Auch das Tischlerhandwerk war gut entwickelt, denn für den Bau der Häuser wurde viel Holz benötigt. Diese Menschen waren die ersten Tischler und Viehzüchter hier. Sie beherrschten aber auch andere Handwerke, die ihren Alltag erleichtert haben“, erzählt Petar Kaltschew.
Im Kellergeschoss des Museums können sich die Besucher die Ausstellung „Prähistorische Kunst im Raum Stara Sagora“ ansehen. Sie zeigt wunderbare Exponate, die während der archäologischen Ausgrabungen in der Region freigelegt wurden. Hier ein paar Worte über die interessantesten Artefakte:
„Die Sicheln aus Hirschhorn sind eine innovative Erfindung der einstigen Bewohner hier. Im Nahen Osten bestanden sie aus Holz und waren sehr schwer. Hier wurde das Horn so lange in heißes Wasser getaucht, bis es geschmeidig wurde und in die nötige Form gebracht werden konnte. Danach wurden in einer Vertiefung längs der Sichel Schneiden aus Feuerstein angebracht und mit Harz zusammengekittet. Diese Sicheln waren sehr scharf und handlich.
Außerdem wurde eine Schüssel gefunden, von der man annimmt, dass es sich dabei um einen Kalender handelt, da darauf 365 dunkle und weiße Quadrate zu sehen sind, die den Tag- und Nacht-Wechsel symbolisieren. Hier ist auch der älteste goldene Armreif ausgestellt, der in einer Behausung aus der frühen Kupfersteinzeit, Anfang des 5. Jahrtausends v. Chr., gefunden wurde. Es handelt sich dabei um einen Kinderarmreif aus Naturgold.
Interessant sind auch die Ritualgefäße in Form einer Lilie und dem Solarzeichen darauf. Es gibt auch Geschirr für den täglichen Gebrauch; Gefäße, auf denen göttliche Flügelwesen, Hirsche und Stiere abgebildet sind. Aus einer Tierrippe wiederum wurde eine Frauenfigur mit Kupferschmuck, einem Gürtel und Knieschutz geschnitzt.
Einige Exponate werden mit unterschiedlichen Ritualen in Verbindung gebracht: Saat, Ernte, Schutz der Felder vor Naturkatastrophen etc.
Außerdem wurden zahlreiche anthropomorphe und isomorphe Plastiken gefunden. Nennenswert ist meiner Ansicht nach eine der frühesten in Europa gefundenen Figuren aus Marmor. Es handelt sich dabei um einen Frauenkörper, bei dem die Form der Schenkel, der Hüfte und des Gesäßes besonders ausgeprägt ist. Ein anthropomorphes Gefäß mit einem Tierkopf und -körper kann als Vorgänger der ägyptischen Sphinx angesehen werden.
Die Exposition liefert eine Zeugnis über die unwahrscheinliche Kultur, den feinen Sinn für Ästhetik und für die handwerkliche Begabung dieser Menschen ab, die diese herrlichen Gegenstände gefertigt haben“, sagte abschließend der Direktor des Regionalen Geschichtsmuseums in Stara Sagora Petar Kaltschew.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: museum.starazagora.net
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