Im Schoß des Balkangebirges, unmittelbar an einer der Biegungen des Iskar-Flusses liegt inmitten grüner Hügel das Mariä-Himmelfahrt-Kloster von Tscherepisch. Die weißlich schimmernden Felsen, die sich mit ihren bizarren Formen über den Fluss beugen, verleihen der Gegend einen zusätzlichen Reiz, in der sich Legenden und Geschichte gegenseitig ergänzen.
Um das Kloster und seinen Namen ranken sich die wundersamsten Geschichten. Die meisten erzählen von den verzweifelten Gefechten, in denen sich der letzte mittelalterliche bulgarische Herrscher Zar Iwan Schischman den osmanischen Eindringlingen widersetzte. Alexandra Petrowa vom Regionalen Geschichtsmuseum der Stadt Wratza erzählte uns über die Rolle des Klosters in den Jahrhunderten:
„Eine der ältesten Handschriften, die mit dem Kloster von Tscherepisch im Zusammenhang steht, ist ein Erlass vom Ende des 14. Jahrhunderts, als das mittelalterliche bulgarische Reich unter osmanische Fremdherrschaft fiel. Laut diesem Dokument wurde das Kloster im Jahre 1396 nach seiner Zerstörung wieder aufgebaut. Daraus kann geschlussfolgert werden, dass es spätestens in der Zeit des Zweiten Bulgarenreiches gegründet worden ist. In all den Jahrhunderten seines Bestehens wurde das Kloster oft in Brand gesetzt und geplündert, hat aber nie an Anziehungskraft eingebüßt und wurde stets wieder aufgebaut. Während der osmanischen Fremdherrschaft war das Mariä-Himmelfahrt-Kloster von Tscherepisch ein belebtes kulturelles und religiöses Zentrum. Im 17. Jahrhundert wurde darin eine Zellenschule eingerichtet, die wesentlich zum Erhalt der bulgarischen Sprache und des bulgarischen Schrifttums beigetragen hat. In Tetewen unterhielt das Kloster ein Metochi mit einer Mädchenschule. Im Kloster wirkten hochrangige Theologen. Diese Tradition wurde nach der Neugründung des Landes 1878 fortgesetzt und verstärkte sich sogar, als 1925 darin eine Priesterschule eingerichtet wurde. Während des Zweiten Weltkrieges war die Heilige Synode der Bulgarischen Orthodoxen Kirche hierher evakuiert worden. In den Jahren 1950 bis 1990 war im Kloster auch das Priesterseminar „Hl. Iwan Rilski“ untergebracht.“
Am Mariä-Himmelfahrt-Kloster von Tscherepisch sind etliche wertvolle Handschriften entstanden. Alexandra Petrowa teilte uns Einzelheiten mit:
„Genannt sei an erster Stelle das „Tetraevangeliar von Tscherepisch“, das heute im Regionalen Geschichtsmuseum der Stadt Wratza aufbewahrt wird. Es gilt als ein Meisterwerk der mittelalterlichen Kaligraphie und Buchgestaltung, obwohl es verhältnismäßig spät – im 16. Jahrhundert entstand. Im Jahre 1612 fertigten die berühmten Goldschmiede Nikola und Pala für das Tetraevangeliar einen Silberbeschlag mit Teilvergoldung an – ein wahres Kleinod der Goldschmiedekunst aus der Zeit der bulgarischen Wiedergeburt. Im Jahre 1616 wurde das Tetraevangeliar vom Hierodiakon Danail abgeschrieben. Diese Handschrift ist als „Evangeliar des Danail“ bekannt und wird in der Bischofskirche von Wratza „Hl. Nikolaus von Myra“ aufbewahrt. In der Klosterbibliothek wurden ferner Werke des Patriarchen Euthymios vom Ende des 14. Jahrhundert und andere wertvolle Handschriften entdeckt.“
Interesse weckt auch die Klosterkirche, an der die Zeit ebenfalls nicht spurlos vorübergegangen ist.
„Anfang des 17. Jahrhunderts wurde die Klosterkirche vom heiligen Pimen Zographos von Grund auf erneuert“, erzählt Alexandra Petrowa vom Regionalen Geschichtsmuseum der Stadt Wratza. „Er war ein bedeutender Geistlicher, Maler und Bauherr seiner Zeit. Nach seiner Rückkehr vom Heiligen Berg Athos erneuerte er im Stil des Zographos-Klosters auf der Athos-Halbinsel rund 300 Kirchen und 15 Klöster in Bulgarien. Für dieses heimatliebende und gottgefällige Werk wird er auch in der Sawo-bulgarischen Geschichte des Paissij vom Hilendar-Kloster erwähnt. Es wird angenommen, dass die unterste Schicht der Wandmalereien aus dem Anfang des 17. Jahrhunderts stammt und von Pimen Zographos angefertigt worden ist.
Die zweite Schicht der Wandmalereien ist das Werk zweier Meister – Jonko Popwitanow aus Trjawna und Wassil Iliew aus Dobarsko. Ein Blickfang ist das reich bestickte Grabtuch Christi, angefertigt im Jahre 1844.“
Zum Kloster gehören neben der Kirche auch einige Nebenbauten, die im 19. Jahrhundert entstanden sind. Über sie wusste Alexandra Petrowa folgendes zu berichten:
„Im Bischofstrakt befindet sich eine Kapelle, die dem ehrwürdigen Pimen Zographos geweiht ist. Über das Ruschidow-Haus weiß eine Legende zu berichten, dass es von Ruschid Bey, einem angesehenen türkischen Bürger von Wratza, errichtet worden ist. Seine Tochter sei schwer krank gewesen, als ihr im Traum die Jungfrau Maria erschienen sei, die ihr riet, im Kloster von Tscherepisch Heilung zu suchen. Ihre verzweifelten Eltern taten es entgegen ihres moslemischen Glaubens. Das Mädchen wurde auf wundersame Weise wieder gesund und aus Dankbarkeit stiftete Ruschid Bey das nach ihm benannte Klostergebäude.
In diesem Haus wurde der Überlieferung nach auch der Säbel des Schriftstellers und Revolutionärs Christo Botew versteckt. Nach seinem Heldentod 1876 in der Nähe von Wratza haben die Mönche seinen Säbel hierher gebracht. Er ist heute im Regionalen Geschichtsmuseum der Stadt Wratza ausgestellt.
Das Beinhaus des Klosters stammt seinerseits aus dem Jahre 1784 und wurde vom Abt Epiphanij errichtet. Es wird vermutet, dass darin die Gebeine der gefallenen 12 Mitglieder der Freischar von Botew ruhen. Der bulgarische Nationaldichter Iwan Wasow hat sich ebenfalls im Kloster aufgehalten und nach ihm ist eine der Terrassen benannt. Er hat sich von den Erzählungen der Mönche inspirieren lassen und hat sie in seine lyrischen Werk eingeflochten. Das Kloster hat ferner ein weiterer bedeutender Schriftsteller besucht – Aleko Konstantinow. Das Kloster und seine Umgebung inspirierte ihn zu seiner Reisebeschreibung „Die bulgarische Schweiz“. Von der hiesigen Natur war auch der österreichisch-ungarische Naturforscher, Archäologe und Völkerkundler Felix Kanitz stark beeindruckt. Er hat mit Recht das Kloster von Tscherepisch als den „schönsten Ort auf Erden“ bezeichnet.“
Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow
Fotos: Swetlana Dimitrowa
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