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Archäologen präsentieren Schätze aus ganz Bulgarien

Die nationale Ausstellung „Bulgarische Archäologie 2018“ ist die 12. ihrer Art, die im Museum des Nationalen archäologischen Instituts der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften gezeigt wird. Neben dem archäologischen Institut stellen 19 Museen aus dem ganzen Land die jüngsten Ergebnisse ihrer Arbeit vor. Den Besuchern werden 250 Exponate aus 23 Ausgrabungsstätten und Postern von 50 Forschungsarbeiten präsentiert, die sich von der Urgeschichte bis zum Mittelalter erstrecken.

Als Anlass für die Eröffnung der Ausstellung bot sich der 14. Februar an, der als Tag der Archäologie begangen wird. „Für uns, die wir uns der Spatenwissenschaft verschrieben haben, ist es eine Gelegenheit, uns als eine Gemeinschaft zu fühlen und die Ergebnisse der akribischen Arbeit unserer Kollegen zu bewundern. Die Erforschung unserer Vergangenheit stellt kein Wettrennen dar, sondern ist ein äußerst komplizierter Prozess“, sagte der neue Direktor des Nationalen Geschichtsmuseums in Sofia, Dr. Christo Popow, und zeigte voller Stolz auf die Vitrinen.

Unter den interessantesten Ausgrabungsstätten ist die römische Kolonie Ulpia Oescus an der Donau, die sich in unmittelbarer Nähe des heutigen Dorfes Gigen, Region Plewen, befindet. Diese einstige römische Stadt ging aus einem Militärlager hervor – das älteste am Unterlauf der Donau. Hier war die „Legio V Macedonica“ stationiert.

Unter den im vergangenen Jahr gemachten Funden gehört der Kopf einer Marmorstatue, bei der es sich wahrscheinlich um die Darstellung des Kaisers Aurelian (270-275) handelt. Er hat das Reich militärisch gefestigt und den römischen Limes am Unterlauf der Donau gefestigt.

In der Zeit des Ersten Gotenkrieges in den 50er und 60er Jahren des 3. Jahrhunderts wurde Oescus verwüstet und gebrandschatzt. In der Regierungszeit des Kaisers Aurelian wurde dann die „Legio V Macedonica“ wieder in Oescus stationiert“, erzählte uns die Ausgrabungsleiterin Dr. Gergana Kabaktschiewa, die den Marmorkopf dem Kaiser Aurelian zuschreibt. Dieser Kaiser hat sich nachweislich in Oescus aufgehalten; die Züge des entdeckten Marmorkopfs bekräftigen die Annahme, dass es sich um einen Portraitkopf Aurelians handelt. Der Marmorkopf selbst wurde in unmittelbarer Nähe vom Empfangssaal der Resident gefunden, die im 3. Jahrhundert das prächtigste Gebäude von Oescus gewesen ist. Nicht minder interessant sind die ausgegrabenen Architekturfragmente aus Marmor, die in die Zeit der Renovierung der Resident datiert werden. Ein Anlass dazu bot der Besuch Konstantin des Großen (306-337) in Oescus, der der Einweihung einer Donaubrücke beiwohnte. Das geschah im Juli des Jahres 32. Kaiser Konstantin hatte den Bau der Brücke angeordnet, weil er davon überzeugt war, dass man mit den Barbarenvölkern jenseits der Donau nicht Krieg führen, sondern Handel treiben müsse.

Emblematisch für die Urgeschichte auf heute bulgarischem Gebiet ist der Siedlungshügel „Golemijat Ostrov“ (zu Deutsch „Große Insel“) bei Durankulak in Nordostbulgarien. Für Aufsehen sorgten die entdeckten Instrumente, die die Menschen in jenen längst vergangenen Zeiten zur Anfertigung von Tätowierungen verwendet haben – eine Nadel aus Bein und ein Stein, mit dem das Pigment zerrieben wurde. Diese Werkzeuge stammen aus dem frühen Jungneolithikum, d.h. aus der Zeit um 4.500 v. Chr., und sind damit vielleicht die ältesten Zeugnisse der Tätowierungskunst. Zum Vergleich: die ältesten Mumien mit Tätowierungen stammen aus dem Jahr 3351 v. Chr.

Mit ihrer Schönheit und Vollkommenheit überraschten die ornamentierten Keramikgefäße des Siedlungshügels „Kosarewa Mogila“ bei Burgas in Südostbulgarien, hält man sich ihre Entstehungszeit – Ende des 5. Jahrtausend v. Chr. vor Augen.

Einen hohen künstlerischen Wert besitzen ihrerseits die Schmuckstücke, die in der Festung Bukelon ans Tageslicht gekommen sind. Es handelt sich um eine spätantike und mittelalterliche Festung in der Nähe des Dorfes Matotschina, unweit der Grenz zur Türkei. Besonders reizvoll ist der silberne Schläfenschmuck mit Teilvergoldung aus dem 13. oder 14. Jahrhundert.

Die Ausstellung zeigt zum ersten Mal ein einzigartiges Glasgefäß – ein sogenanntes Diatretglas. Es handelt sich um ein doppelwandiges Gefäß, wobei der innere Gefäßkörper von einer Außenwand, bestehend aus einem durchbrochenen Glasnetz, umfangen wird.

Dieses Meisterwerk der Glaskunst wurde bereits 1960 bei Jambol entdeckt, man wagte sich aber erst jetzt, es zu restaurieren. Dieser schwierigen Aufgabe nahm man sich in Deutschland an, das über mehr Erfahrungen bei der Restaurierung von antiken Diatretgläsern verfügt. Solche Gläser waren Prunkstücke, also alles andere als Gebrauchsgegenstände und dienten letztendlich als Grabbeigaben. Das bulgarische Diatretglas wird in das 4. Jahrhundert datiert und stammt aller Wahrscheinlichkeit nach aus Ägypten oder Syrien.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow

Fotos: Nationales archäologisches Institut, BTA und Privatarchiv



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