„Ich lebe seit zwölf Jahren in Sofia und habe seit einigen Jahren das Recht zu wählen. Bei Wahlen mache ich immer davon Gebrauch“, sagt Rajmonda Duka, die sowohl in Bulgarien als auch in ihrer Heimat Albanien regelmäßig zu den Wahlurnen geht. Denn nur jene, die votieren, dürfen ihrer Ansicht nach Ansprüche stellen und auf die Einhaltung ihrer Rechte pochen.
„Meiner Ansicht gibt es keine großen Unterschiede beim Wahlprozess in Bulgarien und Albanien, die Prozeduren sind fast die gleichen, die Wahlregeln auch. Wie Sie wissen, gibt es in Albanien eine bulgarische Minderheit, der auch ich angehöre. Ich stamme aus der Region Golo Brdo und durfte deshalb die bulgarische Staatsbürgerschaft beantragen, zumal ich seit vielen Jahren meinen ständigen Wohnsitz in Sofia habe. Meiner Meinung nach sollte jeder Bürger, ganz egal ob Bulgare oder Albaner, seine Stimme abgeben. Er sollte den seiner Ansicht nach besten Kandidaten unterstützen, der das Meiste für das Land und den konkreten Wohnort tun könnte“, sagt Rajmonda Duka.
Dieser Ansicht ist auch der Brite Jonathan Taylor, der seit acht Jahren in Bulgarien lebt. Er räumt allerdings ein, dass er sich über den Wahlprozess in Bulgarien nicht ganz im Klaren ist:
„Soweit ich weiß habe ich hier das Recht, mich an Abstimmungen zu beteiligen, aber ich habe es nie probiert. In Großbritannien allerdings hätte ich mit Sicherheit abgestimmt, weil das für mich eine Frage der Prinzipien ist. Außerdem hat mir in der Zeit seit ich in Bulgarien bin, niemand vorgeschlagen oder mich dazu animiert, mich als Wähler zu registrieren. Weder die Gemeinde noch jemand von den bisherigen Kandidaten. Ich verstehe, dass ich ein Stimmrecht besitze, muss jedoch gestehen, dass ich keine Ahnung habe, was ich genau zu tun hätte.“
An sich sollten die politischen Parteien in Bulgarien Kontakt zu den hier ansässigen Ausländern haben und sie dazu animieren, sich an den Wahlen und am politischen Prozess in Bulgarien zu beteiligen. Andernfalls entsteht der Eindruck, dass die Politiker es nicht wollen, dass die Ausländer in unserem Land von ihrem Stimmrecht Gebrauch machen.
Dessen ungeachtet ist Jonathan zufrieden mit der Arbeit des Bürgermeisters im Dorf Kruschewo bei Sewliewo, wo er sich niedergelassen hat. Er sei ehrlich mit den Menschen und sehr arbeitsbeflissen, weshalb er auch bereits in der ersten Wahlrunde wiedergewählt wurde. Begünstigt wurde seine Wiederwahl sicherlich auch durch den Umstand, dass es ihm gelungen ist, ein langjähriges Problem des Dorfes zu lösen.
„Eines der größten Probleme in Kruschewo ist der Wassermangel während der Sommersaison“, erzählt Jonathan. „In letzter Zeit hatten wir aber selbst in anderen Jahreszeiten öfters kein Wasser. Wasser gibt es in Sewliewo und der Region natürlich genug. Ich sehe oft Menschen, die ihre Autos mit Leitungswasser waschen und auch die Hotels decken ihren Wasserbedarf. Die Wahrheit aber ist, dass der Wasserdruck oft zu schwach ist. Wir befinden uns 500 Meter über Sewliewo und der Druck ist so schwach, dass das Wasser nicht bis in unser Dorf gelangen kann. Es ist unerträglich geworden, vor allem letztes und dieses Jahr. Wir hatten wochenlang kein Wasser. Unlängst hat unser Bürgermeister aber eine neue Pumpenstation in Betrieb genommen, die sich 5 km in Richtung See befindet. Er hat die Wasserrohre ausgetauscht und das Problem mit dem Wasser gelöst, denn nun beziehen wir es aus einer anderen Quelle und hängen nicht mehr vom Wassernetz in Sewliewo ab“, sagt Jonathan Taylor.
Trotz der vielen Missstände in Bulgarien ist der Brite zuversichtlich und bereut nicht seine Entscheidung, sich in unserem Land niederzulassen. Er und seine Frau seien glücklich und würden jedes Unterfangen unterstützen, das aus dem Dorf Kruschewo einen besseren Ort zum Leben macht, so dass ihre Nachbarn – egal ob jung oder alt, das ganze Jahr über dort leben bleiben.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
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