Sendung auf Deutsch
Textgröße
Bulgarischer Nationaler Rundfunk © 2025 Alle Rechte vorbehalten

Celle di Bulgheria – eine italienische Gemeinde mit bulgarischen Wurzeln

Foto: Gemeinde Celle di Bulgheria

Im Zentrum der italienischen Kleinstadt Celle di Bulgheria erhebt sich das Bronzedenkmal des urbulgarischen Herrschers Khan Alzek, den die Einheimischen den „bulgarischen Fürsten“ nennen. Sie halten hartnäckig die Erinnerung an ihre fernen Vorfahren wach, die angeführt von Alzek vor mehr als 14. Jahrhunderten hierher einwanderten.

„Das Gefühl, dass wir Nachkommen der Urbulgaren sind, ist für uns von großer Bedeutung“, sagte in einem Interview für Radio Bulgarien, Gino Marotta, Bürgermeister von Celle di Bulgheria. Diese süditalienische Gemeinde liegt in der Provinz Salerno in der Region Kampanien und ihr gehören 5 Ortschaften an, die sich am Füße des „Monte Bulgheria“ befinden. Vor etwa 5 Jahren wurde am Alzek-Denkmal feierlich die Städtepartnerschaft zwischen Celle di Bulgheria und der einstigen zweiten bulgarischen Reichshauptstadt Weliki Preslaw vermerkt. Für die Einwohner war das keinesfalls ein formeller Akt, sondern eine Ehrerweisung gegenüber ihren Vorfahren und des historischen Gedächtnisses.

„Seit 2016 feiern wir alljährlich am 7. Juni die Städtepartnerschaft. Aus diesem Anlass organisieren wir etliche Initiativen, an denen sich auch viele Bulgaren beteiligen, die speziell zu dem Fest anreisen“, sagte uns Gino Marotta. Er selbst war schon mehrmals in Weliki Preslaw und erzählt voller Enthusiasmus über die Ähnlichkeiten, die ihm in Bulgarien aufgefallen sind. So habe er einen ähnlichen Berg, wie den Monte Bulgharia entdeckt, in dessen Falten ganz wie in Italien kleine Ortschaften liegen. Auch erinnere ihn die Landschaft sowie einige Speisen stark an die seiner Heimatregion. „Wir sehen in den Bulgaren Mitbürger – Menschen, mit denen wir eine gemeinsame Herkunft haben“, gesteht der Bürgermeister von Celle di Bulgheria.

Unter den gemeinsamen Initiativen beider Partnerstädte war eine Fahrradtour zwischen Celle di Bulgheria und Weliki Preslaw, die 2017 durchgeführt wurde. Auch werden verschiedene Bildungsprojekte realisiert.

„Ich muss allerdings zugeben, dass wir vor eine Sprachbarriere gestellt wurden“, sagt weiter Gino Marotta. „Es ist für uns sehr schwer, die bulgarische Sprache zu erlernen. Um dieses Problem zu überwinden haben wir uns im vergangenen Jahr beim bulgarischen Kulturministerium mit einem Projekt beworben. Im Ergebnis dessen wird an unseren Grund- und Hauptschulen offiziell Bulgarisch unterrichtet. Das Projekt sieht die Ausbildung von 100 Schülern vor. Sie werden von einer Bulgarin unterrichtet, die in unserer Stadt lebt.“

Trotz der Corona-Pandemie wird die Bulgarisch-Ausbildung fortgesetzt, wenn auch in Form von Fernunterricht. Bürgermeister Marotta hofft, dass das Projekt fortgesetzt und mit der finanziellen Unterstützung des bulgarischen Kulturministeriums auch im nächsten Jahr laufen wird.

Nach der Errichtung des Alzek-Denkmals und der Vereinbarung der Städtepartnerschaft kommen immer mehr bulgarische Touristen nach Celle di Bulgheria. Das Städtchen ist förmlich aufgeblüht und es entstanden etliche neue Familienhotels. Die Bettenzahl wurde um 150 erhöht. Laut Gino Marotta würden die Bulgaren hierherkommen, um sich mit der Geschichte und den Menschen bekannt zu machen, mit denen sie dieselben Wurzeln haben. Vorgesehen ist eine grundlegende Sanierung eines Teils des mittelalterlichen Städtchens, damit es noch attraktiver für die Besucher wird.

Eine der Sehenswürdigkeiten ist das nahe Gebirge – „Monte Bulgheria“ mit seinen Höhlen, in denen im 4. Jahrhundert griechische Mönche lebten. Nunmehr will Celle di Bulgheria auch eine Städtepartnerschaft mit der Stadt Bolgrad in Russland schließen, die ebenfalls von Urbulgaren gegründet worden ist.

Um seine Vorfahren gebührend zu ehren hat die Gemeinde von Celle di Bulgheria einen internationalen Preis auf den Namen von Alzek ins Leben gerufen. Er wird für besondere Verdienste in Kultur, Bildung und Wissenschaft verliehen. Der Preis selbst ist eine echte bulgarische Damaszener-Rose aus dem fernen Bulgarien – dem Land der Rosen.

Das Gespräch mit Gino Marotta, Bürgermeister von Celle di Bulgheria, können Sie auf YouTube verfolgen, wobei Sie über den Tab Weitere Optionen die Sprache einstellen können, in die das Video übersetzt werden kann.

Übersetzung und Redaktion: Wladimir Wladimirow

Fotos: Gemeinde Celle di Bulgheria



Последвайте ни и в Google News Showcase, за да научите най-важното от деня!

mehr aus dieser Rubrik…

Wie Chefkoch Scharankow das Rhodopengebirge London vorzog und ein anderes Konzept von Essen und Patriotismus entwickelte

Der Weg von Petko Scharankow von den geräuschvollen Küchen der Londoner Michelin-Sterne-Restaurants zu einem versteckten Dorf in den Rhodopen ist voller Wendungen und Überraschungen. Nachdem er viele Jahre in London gelebt hatte, wo er sich die..

veröffentlicht am 22.12.24 um 10:15

Elisabeth Bleiker aus der Schweiz: Bulgarien soll so echt bleiben, wie es ist

Die Bulgarische Organisation der Hotel- und Gaststättenbetreiber verlieh ihre jährlichen Auszeichnungen für professionelle Leistungen im Bereich Tourismus und würdigte dabei auch die Arbeit der Schweizerin Elisabeth Bleiker für die Popularisierung..

veröffentlicht am 22.12.24 um 08:40

Die Einwohner von Smejowo feiern den Pelin

Das Dorf Smejowo bei Stara Sagora feiert heute, am 21. Dezember, sein traditionelles Pelin-Fest. Nach altem bulgarischen Brauch werden die Gäste auf dem Platz vor dem Gemeindezentrum mit Brot und Salz empfangen. Über 150..

veröffentlicht am 21.12.24 um 10:40