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Literaturnobelpreisträgerin Olga Tokarczuk besucht Sofia

Die polnische Schriftstellerin ist Ehrengast bei den ersten „Literaturtreffen“

Olga Tokarczuk
Foto: Reading Sofia Foundation

Acht Jahre nach ihrem ersten Besuch in Bulgarien und dem Erhalt des Literaturnobelpreises kommt die große polnische Schriftstellerin Olga Tokarczuk erneut nach Sofia. Sie wird Ehrengast bei den ersten „Literaturtreffen“ in Bulgarien sein. Es handelt sich dabei um ein neues Format von einer Reihe Veranstaltungen, die von der Stiftung „Readingsofia“ organisiert werden. „Diese „Treffen“ werden im Juni, November und April stattfinden. Und jedes von ihnen wird einen anderen Schwerpunkt und ein anderes Format haben. Unser besonderer Gast wird uns immer im Juni besuchen. Deshalb haben wir beschlossen, eben jetzt damit zu beginnen“, erklärte Todora Radewa, Programmdirektorin der Stiftung „Readingsofia“, in einem Interview für Radio Bulgarien.

Todora Radewa

„Die erste Ausgabe der „Literaturtreffen“ wird am 10. und 11. Juni im neuen Raum für zeitgenössische Kunst in Sofia „Toplozentrala“ (auf Deutsch „Heizwerk“) stattfinden. Am 10. Juni erhält unser besonderer Gast Olga Tokarczuk den Ehrentitel Doktor Honoris Causa der Sofioter Universität „Heiliger Kliment von Ochrid“. Und am Abend um 19.00 Uhr findet sie zu einem offenen Treffen mit dem bulgarischen Schriftsteller Georgi Gospodinow zusammen. Am zweiten Tag haben wir eine sieben Stunden lange literarische Collage verschiedener Events auf dem gesamten Gelände von „Toplozentrala“ vorbereitet. Dazu zählen eine Diskussion mit Olga Tokarczuk und eine vom Regisseur Marij Rossen eigens für diesen Anlass kreierte Performance auf der Grundlage ihrer Texte aus „Bizarre Geschichten“. Es wurde ein spezieller Raum für Übersetzungen eingerichtet, in dem wir alle bisherigen Übersetzer und Verleger von Olga Tokarczuk würdigen. Wir haben auch ein interessantes Spiel mit ihren Neologismen vorbereitet, denn unabhängig davon, ob sie Polnisch können oder nicht, werden die Menschen versuchen, ihre eigene Interpretation dieser interessanten Wortschöpfungen zu geben. Es wird auch literarische Lesungen und zwei Ausstellungen geben. Die eine besteht aus Covern und Illustrationen, die auf Büchern von Olga Tokarczuk basieren.

Das andere ist das Projekt „Lesezeichen“ von Maria Nalbantowa, das mit Objekten arbeitet, die in den Bibliotheken gefunden wurden. Maria hat ihre Idee bereits in Salzburg und New York umgesetzt und wird uns nun zeigen, was sie auch in bulgarischen Bibliotheken gefunden hat“, erläuterte Todora Radewa und fügte hinzu, dass die Besucher alle Begegnungen mit der Literatur genießen werden. Die wichtigste davon wird natürlich die mit der polnischen Autorin sein. Olga Tokarczuk gehört zu den einflussreichsten Namen der Weltliteratur und wurde nicht nur 2018 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet, sondern sie ist auch Laureatin des Internationalen Preises „Man Booker“ und zweifache Gewinnerin des renommierten polnischen Literaturpreises „Nike“.

„Ich gebe zu, dass sie eine meiner Lieblingsautorinnen ist und ich sie schon immer erneut nach Sofia einladen wollte. Zu unserer Freude kennt sie sich sehr gut mit Georgi Gospodinow, der im Sommer zu ihrem Festival in Polen eingeladen war, so dass ihr die Einladung durch ihn persönlich überreicht wurde. Wir können also sagen, dass er der Grund ist, warum sie hier ist“, sagt Todora mit einem Lächeln.

Georgi Gospodinow

Und weil bekanntlich nichts im Leben ein Zufall ist, wurde erst vor wenigen Wochen bekannt, dass Georgi Gospodinow der bulgarische Kandidat für den diesjährigen Literaturnobelpreis ist, der vom Internationalen PEN-Club Bulgarien vorgeschlagen wurde.

„Ich bin sehr aufgeregt und wünsche Georgi von ganzem Herzen, dass er den Preis gewinnt“, sagt Todora Radewa. Ihrer Meinung nach ist die Nominierung das Ergebnis jahrelanger Arbeit, der Übersetzungen seiner Romane, zahlreicher bedeutender internationaler Auszeichnungen sowie der Tatsache, dass er inzwischen im Ausland Bekanntheit erlangt hat. Letztes Jahr wurde sein Roman „Physik der Schwermut“ in den Studiengang „Zeitgenössische Weltliteratur“ an der Universität Warschau aufgenommen. Ungeachtet des Erfolgs und des Talents von Georgi Gospodinow ist Radewa allerdings der Meinung, dass es leider immer noch keine nachhaltige Politik zur Popularisierung der bulgarischen Literatur im Westen gibt. Deshalb ist es wichtig, dass es mehr Events wie die „Literaturtreffen“ gibt, die Brücken zwischen den Wörtern verschiedener Kulturen schlagen. Aus eben diesem Grund wird für die meisten Veranstaltungen am 10. und 11. Juni in „Toplozentrala“ eine Übersetzung bereitgestellt. Die gefilmten Videos werden auf den Kanal der Stiftung hochgeladen und das Gespräch zwischen Georgi Gospodinow und Olga Tokarczuk bekommt englische Untertitel, so Radewa. Sie gesteht, dass man derzeit auch an einer englischen und deutschen Übersetzung des Gedichtbandes „Die versteckten Buchstaben“ arbeitet. Dieser Gedichtband wurde unlängst im Rahmen eines gleichnamigen Projekts (bei dem Sitzbänke in Form von Buchstaben aus dem bulgarischen Alphabet vor der Nationalbibliothek aufgestellt wurden) herausgebracht.

Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos: Stiftung „Readingsofia“ 




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