"Die bulgarische jüdische Bevölkerung ist die einzige, die nach dem Holocaust zahlreicher war als davor", sagte in einem Interview für Radio Bulgarien die Holocaust-Überlebende Rene Shashua Hasson, eine bulgarische Jüdin, die 1935 in Plowdiw geboren wurde und sich gut an den Holocaust, die Gräueltaten und die Demütigungen, denen ihre Landsleute ausgesetzt waren erinnert. Sie erinnert sich aber auch an ihre Erlösung.
2023 jährt sich die Rettung der bulgarischen Juden zum 80. Mal. Durch den starken Druck der bulgarischen Öffentlichkeit konnten die Pläne zur Deportation der jüdischen Bevölkerung Bulgariens in die Konzentrationslager Nazideutschlands am 10. März 1943 gestoppt werden. Somit konnten 50.000 Juden, die vor dem Beitritt unseres Landes zum Dreimächtepakt auf dem Territorium Bulgariens lebten, vor dem sicheren Tod gerettet werden. Zum großen Unheil aber begann zur gleichen Zeit in den sogenannten neuen Gebieten Westthrakien, Mazedonien und Pirot, die unter bulgarischer Verwaltung standen, die Deportation von 11.343 Juden in die nazistischen Lager. Aber jene fast 50.000 Juden, die gerettet werden konnten und ihre Nachfahren sind dem bulgarischen Volk bis heute dankbar.
„Danke“ lautet das Wort, in dem in Israel fast jeder Bulgare begrüßt wird. Dankbar ist auch unsere Gesprächspartnerin, die Anwältin Rene Shashua Hasson.
„Während des Holocaust gab es Hochzeiten und Geburten. Das bedeutet aber nicht, dass es uns gut ging, dass wir gute Tage hatten. Es waren schreckliche Tage“, erinnert sie sich an jene Zeit.
„Die Liebe zu Bulgarien ist in uns verwurzelt und setzt sich im Bewusstsein einer jeden nachfolgenden Generation fort. Die Erinnerungen sind einerseits wunderbar - eine gute Kindheit in Plowdiw, auf der Allee gegenüber Bunardzhika (ein Wahrzeichen in der zweitgrößten bulgarischen Stadt Plowdiw - Anm. des Autors). Dann folgen die Erinnerungen an den Zweiten Weltkrieg. Als ich in der zweiten Klasse war, wurde die jüdische Schule geschlossen. Das Gesetz zum Schutz der Nation und die Verordnung über die Beschlagnahmung von Wohnraum traten in Kraft. Mein Vater wurde für die Arbeitslager mobilisiert, meine Mutter war die meiste Zeit krank.“
Voller Trauer erinnert sich Rene auch an den Winter, in dem ihre Familie zwangsweise zu Hause eingesperrt war und ihre Mutter eine akute Blinddarmentzündung bekam.
„Es war unmöglich, sie in ein Krankenhaus zu bringen, weil sie dort keine Juden aufnahmen. Die Entzündung musste zunächst mit Eis behandelt werden und ich wurde mit einer Tüte auf die Straße geschickt, um von den Dachrinnen der Gebäude Eiszapfen zu sammeln. Ich ging ich von Haus zu Haus und sammelte das Eis. Unglücklicherweise wurde ich von drei jungen Männern in Uniformen der faschistischen Jugend gesehen, die anfingen, mich mit Eisbällen zu bewerfen und mit abwertenden Worten als Jüdin zu beschimpfen. Ich eilte verletzt nach Hause, doch dafür hatte ich das nötigte Eis. In diesem Augenblick wurde mir bewusst, dass wir für uns eine Heimat finden und umziehen müssen. Als der Krieg und der Holocaust zu Ende waren, kamen wir 1949, kurz nach der Gründung des Staates Israel, hierher. Die guten Erinnerungen an das bulgarische Volk haben wir bewahrt. In Israel fanden wir ein Land mit vielen Problemen vor. Nach und nach habe ich eine Familie gegründet und einen Beruf gefunden. Heute bin ich Mitglied der Gesellschaft für Freundschaft zwischen Israel und Bulgarien“, erzählt unsere Gesprächspartnerin von der vergangenen Zeit.
Die Anwältin Rene Shashua Hasson und ihr Ehemann haben drei Kinder großgezogen. Nach allem, was sie während des Holocaust erlebt und in ihrem Leben erfahren hat, ruft sie die heutigen Generationen auf:
"Lasst uns danach streben, Gutes zu tun! Wenn man die Schrecken des Krieges gesehen hat, hat man verstanden, dass der Mensch auch zu sehr grausamen Taten fähig ist. Deshalb müssen wir die nächsten Generationen in Menschlichkeit, Humanismus und Liberalismus erziehen. Die wichtige Lebensweisheit auf den Punkt gebracht lautet: Tu anderen nicht das an, was du nicht willst, dass sie dir antun!“
Übersetzung: Georgetta Janewa
Fotos: Krassimir Martinow
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