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147 Jahre Aprilaufstand

Das Silberne Kreuz aus dem Dorf Poibrene begleitete die Helden auf dem Weg zum bulgarischen Golgatha im Jahr 1876

Foto: Gergana Mantschewa

Es gibt Heiligtümer aus unserer heldenhaften Vergangenheit, vor die sich jeder Bulgare ehrfürchtig verneigen sollte, so wie unsere Vorfahren, die am Aprilaufstand teilnahmen. Das Silberne Kreuz aus dem Dorf Poibrene im Sredna-Gora-Gebirge wurde vor anderthalb Jahrhunderten nicht nur als kirchliches Utensil, sondern auch mit dem Blut einer der namhaftesten bulgarischen Revolutionäre - Georgi Benkowski - geweiht.

Der 1. Mai kommt für uns Bulgaren einem Nationalfeiertag gleich, weil wir an diesem Tag (nach dem gregorianischen Kalender) den Ausbruch des Aprilaufstands 1876 feiern - den Wendepunkt auf dem Weg zur Befreiung Bulgariens von der türkischen Fremdherrschaft. Vor 147 Jahren, am 20. April (nach dem julianischen Kalender), rief Todor Kableschkow den Aufstand aus und eroberte den Konak in der Stadt Kopriwschtiza. Unmittelbar danach verfasste Kableschkow den berühmten „Blutigen Brief“, in dem er die Freiheitskämpfer in der nahe gelegenen Stadt Panagjurischte über den Beginn des Aufstands in Kenntnis setzt, wonach sie sich am selben Tag ebenfalls erhoben. Doch die Aufständischen waren der Macht des Osmanischen Reiches nicht gewachsen. In nur einem Monat wurde der Aufstand blutig niedergeschlagen. Mehr als 30.000 Menschen starben, doch ihr Aufopferung war nicht umsonst, denn sie erregte die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit.

Geschichte ist jedoch nicht nur das, was in Büchern und Lehrbüchern zu lesen ist, sondern sie lebt auch in der Erinnerung unseres Volkes. Fast wie eine Legende klingt die Geschichte vom Schicksal des Silbernen Kreuzes aus dem Dorf Poibrene. Die Revolutionäre sahen es als Zeichen des himmlischen Schutzes über die „Fliegende Freischar“ von  Benkowski an.

Selbst die Anfertigung dieses Kreuzes hat eine wundersame Geschichte. In jenen Jahren (um 1850) lebte in Poibrene ein Mann namens Geno. Beim Umgraben seines Weingartens fand er einen riesigen Tonkrug voller Silbermünzen. Dank diesem Fund kaufte sich der Mann ein Grundstück und kam zu Wohlstand. Dann aber begannen die Kinder in der Familie zu sterben. Alte Menschen rieten seinem Sohn Iwan, der Kirche eine Spende zu machen. Und 1865 spendete er (vermutlich einen Teil der Silbermünzen) für die Anfertigung eines reich verzierten Kreuzes. Dieses Kreuz wurde der „Heiligen Dreifaltigkeitskirche“ in Poibrene geschenkt. Unter den Einheimischen verbreitete sich sofort das Gerücht, dass nach der Spende das Unglück in der Familie ein Ende fand. Dies veranlasste Menschen aus nah und fern, zur Kirche zu strömen, um die wundertätige Reliquie zu sehen.

Das Kreuz von Poibrene war stummer Zeuge der Ereignisse im Frühjahr 1876. Heute nimmt es einen zentralen Platz in der Ausstellung „Aprilaufstand 1876“ im Geschichtsmuseum in Panagjurischte ein. Wie dieses kirchliche Utensil aus Poibrene zu einer der größten Reliquien für das Museum wurde, erfahren wir von der Chefkuratorin des Museums, Irina Botewa.

„Das Kreuz von Poibrene wurde 1865 von Goldschmiedemeistern aus Panagjurischte angefertigt, nachdem ihnen ein Dorfbewohner Silber gab und sie dazu beauftragte. Wir wissen nicht, ob es sich um eine Legende oder um die Wahrheit handelt, aber die Einwohner von Poibrene glaubten fest daran, dass dieses Kreuz heilig war. Wenn das silberne Kreuz  bei liturgischen Prozessionen aus der Kirche getragen wurde, fielen die Menschen buchstäblich auf die Knie oder warfen sich vor ihm zu Boden, um es anzubeten. Aus diesem Grund nahm Vater Nedeljo Iwanow, als er sich zur „Fliegenden Freischar“ von Benkowsi gesellte, das Kreuz mit, damit er ihnen den Sieg einbringt. Der Geistliche erkrankte und sein Nachfolger im Tragen des Kreuzes wurde Vater Kiril Slepow aus dem Kalugerowo-Kloster. Er begleitete Benkowski auch nach der Niederlage der Aufständischen, bis zu dessen Tod im Balkangebirge bei Tetewen. Nach der Befreiung Bulgariens wurde das Kreuz von den Türken eingefordert und an die Kirche von Poibren zurückgegeben. Der Kirchenvorstand beschloss, dass es ins Museum gehört, da es zu den Reliquien des Aprilaufstands zählte. So sollte jeder, der es sieht, von der Geschichte des Kreuzes erfahren und sich vor ihm verneigen können. Derart wurde das Silberne Kreuz zum Symbol des Aprilaufstands und des Heldentums der Freiheitskämpfer von Panagjurischte und aller Aufständischen während des Aprilaufstands“, sagte abschließend Irina Botewa in einem Interview für „Radio Bulgarien“.

Übersetzung: Rossiza Radulowa

Fotos: Gergana Mantschewa, Geschichtsmuseum Panagjurischte, BGNES




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