Die Gemeinde Kajnardscha, die im Nordosten Bulgariens in der Region Silistra liegt, ist heute Gastgeber einer Generalversammlung des Europäischen Netzwerks der Orte des Friedens. Dieses Netzwerk vereint 14 Orte aus 10 europäischen Ländern, in denen Friedensverträge unterzeichnet wurden. Seine Aktivitäten zielen darauf ab, das historische und architektonische Erbe dieser Orte zu wahren und die Kultur des Friedens zu fördern.
„Unser Ziel ist es, die Idee eines friedlichen Miteinanders zu verbreiten und zu zeigen, dass man mit Diplomatie alles erreichen kann. Wir sind entsetzt über das, was in der Ukraine, in Israel und überall auf der Welt geschieht“, sagte Bonka Jordanowa, stellvertretende Bürgermeisterin von Kajnardscha.
Im Jahr 2015 wurde Kajnardscha als erstes bulgarisches Verwaltungszentrum in den Kreis der europäischen Orte des Friedens aufgenommen. Die Einladung kam nicht von ungefähr, denn im Jahr 1774 wurde hier der Friede von Küçük-Kaynarca zwischen Russland und dem Osmanischen Reich unterzeichnet.
„An diesem Ort (am 21. Juli 1774, am Ende des fünften Russisch-Türkischen Krieges - Anm. d. Red.) wurde mit der Unterzeichnung des Friedens von Küçük-Kaynarca das Ende eines langen Krieges gesetzt, der von 1768 bis 1774 dauerte“, erläuterte Bonka Jordanowa , stellvertretende Bürgermeisterin der Gemeinde Kajnardscha. „Im Jahr 1773 errang die russische Armee genau bei Kajnardscha einen Sieg über die osmanische Armee. Damals kam es zu heftigen Gefechten, unter denen auch die Bevölkerung von Kajnardscha stark zu leiden hatte. Es ist kein Zufall, dass zu dieser Zeit viele Bulgaren aus unseren Gebieten vertrieben wurden und sich in der heutigen Ukraine und Moldau niederließen. Nach dem Sieg der russischen Armee wurden Friedensgespräche vorgeschlagen, die von Anfang Januar bis Mitte Juli 21 dauerten, als der Friedensvertrag zwischen den beiden Reichen geschlossen wurde.“
Der Vertrag sah die Abtretung von Kertsch und mehreren anderen Schwarzmeerhäfen auf der Halbinsel Krim an Russland vor und der Rest des Krim-Khanats wurde für unabhängig erklärt. Russische Handelsschiffe durften in türkischen Gewässern fahren. Die Fürstentümer Moldawien und Walachei wurden wieder unter die Oberhoheit des Sultans gestellt, aber Russland erhielt das Recht, in ihrem Namen vor der Hohen Pforte zu intervenieren.
Das Abkommen erleichterte die Annexion der Krim durch Russland, die 1783 stattfand und die Grundlage für Russlands spätere Ansprüche als Beschützer der Christen und des Christentums im Osmanischen Reich bildete.
An der Stelle, an der der Vertrag unterzeichnet wurde, steht heute ein Trinkbrunnen, um den herum ein 3,2 Hektar großer Naturpark und ein Touristenzentrum errichtet wurden.
„Der Trinkbrunnen wurde 1892 gebaut. Anlässlich des 200. Jahrestags der Unterzeichnung des Friedensvertrags beschloss der Gemeinderat von Kajnardscha im Jahr 1973, den Ort in einen Park zu verwandeln. Im Jahr 2014 konnten wir im Rahmen eines Projekts zur Entwicklung des ländlichen Raums ein Tourismuszentrum mit einem Ausstellungs- und Konferenzsaal für Veranstaltungen mit bis zu 50 Teilnehmern bauen und einrichten“, so Bonka Jordanowa.
Eine Dauerausstellung in diesem Zentrum erzählt von der Geschichte des hier unterzeichneten Friedensvertrags, von den Naturschutzgebieten in der Gegend und vom Leben der Menschen in der Gemeinde.
Autor: Joan Kolew (auf der Grundlage eines Interviews von Aise Lyatif von BNR Schumen)
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: Gemeinde Kajnardscha, Gemeinde Silistra
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