Der Dirigent mit bulgarischen Wurzeln, italienischer Erziehung und deutschem Pass, Boian Videnoff - ein talentierter und charmanter Musiker und Manager mit einer beneidenswerten europäischen Karriere - war Mitte März in Sofia für zwei Aufführungen von “Madama Butterfly” mit der Weltberühmtheit Kristīne Opolais in der Hauptrolle.
Boian Videnoff ist der Sohn von zwei hervorragenden bulgarischen Musikern. Seine Mutter ist unsere berühmte Geigerin Dora Bratschkowa, und sein Vater ist der großartige Bariton Ljubomir Widenow, an den sich jeder erinnert und von dem die Sofioter Oper noch immer mit großer Zuneigung spricht!
„Ich kann diese Liebe zu meinem Vater hier im Theater nur bezeugen. Ich habe sie vor zwei Jahren gespürt, als ich zum ersten Mal „La Traviata” dirigierte. Ich bin in Italien aufgewachsen. Ich war ein Jahr alt, als meine Eltern dorthin gingen. Das Gute daran ist, dass ich es geschafft habe, doch noch Bulgarisch zu lernen - erst Italienisch, dann Bulgarisch. Von klein auf habe ich angefangen, Geige zu spielen, dann Klavier. Beide haben mit mir Unterricht genommen, ich habe sogar Gesangsunterricht bei meinem Vater genommen, ich singe gern“, erzählte Boian Videnoff.
Nach Geige und Klavier kam das Dirigieren. Der wichtigste Mentor in Videnoffs Leben war der renommierte Opernspezialist Gianluigi Gelmetti, den der Bulgare als „einen Musiker von großem Format“ bezeichnet.
Boian Videnoff studierte fünf Jahre lang bei dem renommierten Opernspezialisten Gianluigi Gelmetti an der Accademia Musicale Chigiana in Siena, reiste mit ihm und assistierte ihm. Er absolvierte auch die Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Mannheim und studierte in Berlin. Zu seinen berühmten Lehrern gehörte der legendäre Jorma Panula. Begegnungen mit Gennady Rozhdestvensky, Marcello Viotti und Günther Herbig waren ebenfalls Teil seiner Entwicklung als Dirigent. Aber noch wichtiger für uns ist seine Meinung über die Oper von Sofia.
„Ich weiß nicht, warum, aber ich fühle mich hier wie in einer Familie. Das Niveau ist sehr hoch! Die Orchestratoren spielen mit Flexibilität, mit Verständnis für die Stimme. Sie spielen sehr musikalisch, ich arbeite wirklich gern mit ihnen“ sagte Boian Videnoff.
Seine ersten Erfahrungen mit dem Genre der Oper machte er direkt in unserem Hauptstadttheater. „Plamen Kartalow hat mir diese Chance gegeben - und dafür bin ich ihm sehr dankbar“, sagte Boian Videnoff. Seiner Meinung nach hält der Direktor der Sofioter Oper „die Kunst auf einem hohen Niveau“. Boian Videnoff war der Dirigent, der bei den ersten Auftritten unseres berühmten Stars Sonja Jontschewa an der Sofioter Oper auf dem Podium stand. Es handelte sich um zwei Aufführungen von „La bohème“ Ende Februar und Anfang März 2024.
„Sonja Jontschewa und ich haben viel zusammengearbeitet, wir haben mehrere Galas zusammen veranstaltet, wir sind sehr eng befreundet. Ich erinnere mich wie Plamen Kartalow mir letztes Jahr sagte, er träume davon, dass Sonja Jontschewa eines Tages in die Sofioter Oper komme. Wichtig ist, dass sie wirklich für eine Produktion kam und nicht für ein Galakonzert. Und es war auch für sie ein sehr, sehr emotionales Ereignis“, sagte Boian Videnoff.
Boian Videnoff gründete im Alter von 23 Jahren sein eigenes Orchester in Mannheim. Ein zu gewagtes, extrem riskantes Unterfangen. Wie hat er diesen Schritt gewagt?
„Ich kann nicht sagen, wie! Ich hatte einfach das Gefühl, dass ich es tun wollte.“
Er erzählte, dass sich in Deutschland über 300 Leute auf die Stelle eines Flötenspielers bewerben, und manchmal bekommt niemand die Stelle, sondern man sagt ihnen nur, dass man mit dem Niveau nicht zufrieden ist. So kam er auf die Idee, eine Band zu gründen, in der junge Leute lernen können, wie man in einem Orchester spielt.
Heute sind die Solisten der Mannheimer Philharmoniker die größten Stars. Wie gelingt es ihm, sie zu gewinnen?
„Der erste war Mischa Maisky, der kam, weil ich seine Kinder, Lily und Sascha Maisky, kannte. Sie kamen als Trio und spielten Beethoven. Die Geschichte geht wie ein Märchen weiter: Mischa hatte ein Gespräch mit Martha Argerich. Dann kam Sergei Babayan, mit dem sich Boian Videnoff ebenfalls sofort anfreundete. Es folgten Pinchas Zukerman, Maria João Pires, Gautier Capuçon“.
„Ich denke, dass Solisten im Allgemeinen gerne Partner haben, die als Dirigenten sensibel sind”, sagte noch Boian Videnoff.
Vor einigen Jahren machte die Nachricht die Runde, dass etwas so Innovatives gemacht wurde und dass ein Bulgare im Mittelpunkt stand.
„Wir werden immer digitaler, das ist natürlich eine große Umstellung“, so Boian Videnoff, „denn Musiker sind es seit Hunderten von Jahren gewohnt, die Noten vom Papier abzulesen... Ich trage keine schweren Partituren mehr mit mir herum. Es ist wirklich eine große Erleichterung.“
Auch dieses Projekt ist eine persönliche Idee von Boian Videnoff, die er zusammen mit seinem Freund aus der Technologiebranche - Josef Tufan - entwickelt hat. Über 9 Millionen Euro der Finanzierung kamen von der Europäischen Union, und insgesamt wurden über 22 Millionen Euro in das Projekt investiert.
Fast das gesamte Standardrepertoire ist inzwischen digitalisiert. Sein Ziel ist es nun, eine Plattform für junge Komponisten zu schaffen, damit sie dort veröffentlichen können, denn heutzutage ist es teuer, neue Werke zu veröffentlichen.
Woran glaubt dieser talentierte, ehrgeizige, erstaunlich energiegeladene und charismatische Musiker?
„Ich glaube an die Liebe... zwischen den Menschen. Das ist das, woran ich am meisten glaube - dass die Liebe die besten Dinge erreicht. Ich glaube, wir leben immer in der Zukunft“, sagte Boian Videnoff und fügte hinzu: „Ich versuche immer mehr, diesen Gedankenprozess irgendwie zu stoppen und zu sagen: 'Schau, was du heute hast. Sei dankbar für das, was du hast!“ Ich kann behaupten: Ich lebe das Leben, das ich leben möchte. Und damit bin ich sehr glücklich. Denn ich mache Musik mit den wahrscheinlich besten Musikern, die man sich vorstellen kann - meinen Idolen aus der Kindheit. Ich spiele mit jungen Musikern und so fantastischen Orchestern wie hier in Sofia, die bereit sind, Musik zu machen und meine Ideen aufzunehmen. Und ich habe die Möglichkeit, so interessante Projekte wie „Enote“ zu machen, wo ich meinen Unternehmergeist ausleben kann. Und ich habe eine fantastische Familie und Menschen, die mich lieben. Ich denke also, das ist es, wonach ich strebe, und de facto ist es das, was ich heute habe.“
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Übersetzung: Antonia Iliewa
Redaktion: Rossiza Radulowa
Fotos: boianvidenoff.com, Facebook /Boian Videnoff, operasofia.bg, sofiaphilharmonic.com (V. Balevska), Facebook /Sofia National Opera and Ballet
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