Die Frage nach qualitativ hochwertigen und verlässlichen Informationen war schon immer von entscheidender Bedeutung. Doch stehen wir inzwischen vor einem Problem, das die Gefahr einer globalen Verbreitung von Fake News birgt? Einer Eurobarometer-Umfrage unter jungen Menschen zwischen 16 und 30 Jahren zufolge gaben 76 Prozent an, bereits mit Desinformation und Falschmeldungen konfrontiert gewesen zu sein, wie die BTA berichtete. In neun EU-Mitgliedstaaten erklärten mehr als die Hälfte der Befragten, dies geschehe „oft“ oder „sehr oft“. Gleichzeitig beziehen 42 Prozent ihre Informationen aus den sozialen Netzwerken. Besonders häufig sind dies Jugendliche im Alter von 16 bis 18 Jahren, während die Älteren (25 bis 30 Jahre) nach wie vor Fernsehen, Radio und Online-Nachrichtenportale bevorzugen.
Doch wie stellt sich die Situation in Bulgarien dar – und betrifft das Problem auch andere Altersgruppen?
Nach Einschätzung von Stojtscho Bossew vom Meinungsforschungsinstitut „Alpha Research“ hängt die Anfälligkeit für Desinformation eng mit dem Alter zusammen.
„Es lässt sich mit Sicherheit sagen, dass junge Menschen aus mehreren Gründen anfälliger für Desinformation sind. Zum einen durch die Informationsquellen, die sie nutzen, zum anderen durch den Inhalt selbst, der ihre Aufmerksamkeit auf sich zieht, sowie durch die Art und Weise, wie er aufbereitet ist.“
Alexej Pamporow vom Institut für Soziologie und Philosophie an der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften (BAN) führt das Problem der Verlässlichkeit von Informationen hierzulande auch auf das Erbe des ehemaligen totalitären Regimes zurück, das heute zusätzlich durch Desinformation in den sozialen Netzwerken verschärft werde.
„Dort gibt es eine unkontrollierte Produktion von Nachrichten, also ein großes Volumen an falschen und unwahren Meldungen. Das erleichtert die Ideologisierung des Diskurses, die Verzerrung und Beeinflussung der öffentlichen Meinung – erklärte er im BTA-Interview. – Dieselben Nachrichten werden weiterverbreitet, wiederholt und verstärkt. In Bulgarien sind in den sozialen Medien klar erkennbare Medienkreise entstanden, die sich gegenseitig unterstützen und auf bestimmte Zielgruppen setzen. Das Ergebnis ist, dass man in einer sogenannten ‚Blase‘ lebt und glaubt, nur dies sei die Wahrheit. Aber wir haben in Bulgarien noch ein weiteres ernstes Problem, das sich meiner Ansicht nach mit den neuen Änderungen und Reformen im Bildungswesen noch verschärfen wird. Unser Bildungssystem ist in nahezu allen Fächern zutiefst ideologisiert – ein schweres Erbe des totalitären Regimes, in dem es nur eine Wahrheit gab, die reproduziert werden musste, statt kritisches Denken zu fördern. Ein Kind darf nicht sagen, warum es Iwan Wasow oder Christo Botew nicht mag, es wird nicht ermutigt, Argumente zu entwickeln und eigenständig zu denken.“
Hinzu kommt ein neuer Faktor: die künstliche Intelligenz. Immer stärker hält sie Einzug in den Alltag, auch in Bulgarien. Doch nutzen junge Menschen KI-Anwendungen tatsächlich als Informationsquelle?
„Künstliche Intelligenz verbreitet sich weltweit – in Bulgarien sogar mit beschleunigtem Tempo“, sagte Bossew von „Alpha Research“ gegenüber der BTA.
„Sie wird häufig auch als Informationsquelle genutzt, und das gilt insbesondere für junge Menschen. Eine kürzlich veröffentlichte Studie zeigt, dass gerade sie am aktivsten generative KI-Anwendungen verwenden. Meistens geht es um ChatGPT. Während in Europa jeder dritte Jugendliche solche Anwendungen nutzt, sind es in Bulgarien 13 Prozent – was auf eine deutlich höhere Aktivität hinweist. Allerdings wenden sich sowohl Jüngere als auch Ältere bisher überwiegend für persönliche Zwecke an KI, weniger für Ausbildung oder Arbeit.“
Laut „Alpha Research“ bezeichnen sich junge Menschen in Bulgarien häufig selbst als „nicht informiert“ in sozialpolitischen Fragen. Im Vergleich zu Gleichaltrigen vor zehn Jahren bestehe der Unterschied vor allem in den Zugangswegen zur Information.
Die nationale Umfrage zeigt, dass auch Online-Quellen genutzt werden, jedoch weiterhin hinter klassischen Medien zurückstehen – 55 Prozent greifen auf Internetseiten zurück, rund 40 Prozent auf soziale Netzwerke. Da der Alltag der jungen Menschen jedoch zunehmend ins Digitale verlagert werde, spreche vieles dafür, dass sich dieser Trend fortsetzen werde, sobald sie ins Erwachsenenalter hineinwachsen.
Gleichzeitig warnte Pamporow von der BAN vor den Risiken einer einseitigen Informationsaufnahme über soziale Netzwerke. Diese seien in den meisten Fällen politisch eng ausgerichtet, während das Fehlen von Inhaltskontrolle die Verbreitung von Desinformation zusätzlich begünstige.
Autorin: Dessislawa Schapkarowa
Übersetzt und veröffentlicht von Lyubomir Kolarov
Fotos: Pexels, alpharesearch.bg, BTA
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