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Neue Entdeckungen lassen die Legenden über Kaliakra, einst glanzvolle Hauptstadt von Dobrotiza, wieder aufleben

Dr. Filip Petrunow
Foto: Facebook/fpetrunov

Im letzten Sommer haben Archäologen die Legenden über die Felsen von Kaliakra neu befeuert. In den Ruinen der einstigen majestätischen Festung über dem Schwarzen Meer wurden über 400 Fundstücke entdeckt, die neues Licht auf ihre reiche Geschichte werfen. 



Dieser Ort war bereits seit der Römerzeit bewohnt und wurde im 14. Jahrhundert zur glanzvollen Hauptstadt des Despoten von Dobrudscha - Dobrotiza. Hier stand auch die Residenz des Herrschers, der der gesamten Region ihren Namen gab. An der Ostküste von Kap Kaliakra wird seit Jahren eine große Nekropole erforscht, in der bereits über 200 Gräber freigelegt wurden. Unter den Funden befinden sich beeindruckende Zeugnisse des Lebens und der Bräuche der Vergangenheit - von einer Bestattung mit Goldmünzen auf den Augen der Verstorbenen bis hin zu Gräbern von adligen Männern und Frauen, reich an Textilresten und erhaltenen Fragmenten von Särgen, wie wir von Dr. Filip Petrunow vom Nationalen Archäologischen Institut an der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften und Leiter der Expedition erfahren.



„Vor einiger Zeit wurde dort das Grab des Aristokraten Georgi entdeckt mit einem erhaltenen Siegelring. Dieses wunderschöne Denkmal mit einem Adler und der kreisförmigen Inschrift „Georgi, Herrscher von Kaliakra“ ist derzeit im Nationalen Geschichtsmuseum ausgestellt. Im Grab von Georgi sind Teile der Kleidung sehr gut erhalten. Experten konnten 11 verschiedene Arten von Seiden- und Leinenstoffen identifizieren - alle reich verziert und dank der Gold- und Silberfäden, mit denen sie bestickt sind, gut erhalten. Auf einem der Gewänder ist ein Abbild eines Drachens zu sehen“, erläutert Filip Petrunow und weist darauf hin, dass in dieser Nekropole der so genannte Tatarenschatz entdeckt wurde -  über 950 Gegenständen, die ebenfalls in den Hallen des Nationalen Geschichtsmuseums zu sehen sind. Die Funde aus dem letzten Sommer bestätigen eindeutig, dass an den rauen Küsten von Kap Kaliakra vor fast zweitausend Jahren das Leben blühte.



„Die neuesten Funde umfassen eine Sammlung von über 400 Objekten, die einen sehr breiten zeitlichen Rahmen vom Ende des 2. Jahrhunderts bis zum Ende des 14. Jahrhunderts abdecken“, sagt Dr. Filip Petrunow und erzählt über wunderschönen Gold- und Silbermünzen aus der Zeit des Römischen Reiches bis zum Mittelalter und beeindruckenden Funden vom Ersten Bulgarischen Reich wie Gürtelapplikationen und Gürtelenden, die für Pliska typisch sind, als es Hauptstadt des Reichs war und die in Kaliakra gefunden wurden. Zu den wertvollen Funden gehören die Ringe mit Adler und Pentagramm, die für den Zeitraum vom 9. bis zum 11. Jahrhundert charakteristisch sind. 



„Für Furore sorgte in diesem Jahr jedoch die Entdeckung einer filigranen Statuette der Fortuna aus der Römerzeit, Schutzpatronin der Seefahrer und des Wohlstands, darstellt mit einem Füllhorn in der linken Hand und einem Schiffsruder in der rechten Hand. Die feine Verarbeitung besticht durch ihre Schönheit. Der Kult war in der vorchristlichen Zeit im gesamten Römischen Reich verbreitetet“, erklärt der Archäologe und erzählt auch über die Entdeckung von zwei Bleiampullen, die auf die Bedeutung von Kaliakra als religiöses Zentrum hindeuten.




„Die Ampullen selbst sind außergewöhnliche religiöse Reliquien. Bislang wurden in Bulgarien lediglich 30 ähnliche Fundstücke entdeckt. Es sind filigrane Bleibehälter, in denen Salböl, im Osten auch Myron genannt, aufbewahrt wurde, eine im Mittelalter hochgeschätzte christliche Reliquie. Das ist ein Beweis für die Rolle der Festung als bedeutendes kulturelles und religiöses Zentrum. Die Tatsache, dass beide in einem Raum gefunden wurden, deutet darauf hin, dass in der Nähe der Kirche am Kap heilige Reliquien aufbewahrt wurden“, unterstreicht Dr. Petrunow.



Ein elegantes Set aus weiblichem Kopfschmuck – ein vergoldetes Silberdiadem, bestehend aus Dutzenden fein gearbeiteter Applikationen und zwei Ohrringen – gehört zu den wertvollsten Funden des letzten Sommers. Die an das Tuch der Verstorbenen genähten Schmuckstücke strahlen Schönheit und Prestige aus, die die Jahrhunderte überdauert haben.



"Diese Funde sagen etwas über den sozialen Status der betreffenden Dame aus, da solche Schmuckstücke nicht in jedem Grab zu finden sind. Sie sind auch ein Beleg für die Kultur der damaligen Hauptstadt Kalikra, die sich auf einem außerordentlich hohen Niveau befand. Sie stand den Reichtümern, die im mittelalterlichen Tarnowgrad gefunden wurden, in nichts nach“, sagte abschließend Dr. Petrunow.

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Übersetzt und veröffentlicht von Georgetta Janewa
Fotos: Nationales Archäologisches Institut mit Museum an der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften



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