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Bulgarische Haushalte kommen schwieriger wieder auf die Beine als die Wirtschaft

Die bulgarischen Haushalte hätten die schlimmsten Auswirkungen der Wirtschaftskrise überstanden. Allerdings erwarte sie eine langwierige und schwierige Wiederherstellung. So kommentiert Georgi Stoitschew, Geschäftsführer des Instituts „Open Society“, die Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage über die Auswirkungen der Krise auf die bulgarischen Haushalte. Die Studie ist eine Gemeinschaftsinitiative von „Open Society“ und der Weltbank.

Im März 2011 gestanden 23 Prozent der bulgarischen Haushalte ein, dass sie von den Krisenfolgen betroffen sind. Das sind 6 Prozent weniger als im Vorjahr. Verlust des Arbeitsplatzes, Lohnkürzungen, verspätete Zahlungen und Zwangsurlaub sind nur ein Teil der Negativfolgen, die die Menschen erdulden müssen. Die Armutsquote liegt konstant um die 21 Prozent - ein im EU-Vergleich hoher Wert. Zwei von drei bulgarischen Haushalten geben an, gerade so über die Runden zu kommen, fünf Prozent versinken in Schulden. Infolge von Geldmangel geben die Menschen weniger für Strom, Wasser, Heizung sowie für Kleidung und Schuhe, also das Notwendigste, aus. Bei den Niedrigeinkommen ist zudem ein eingeschränkter Konsum von Grundnahrungsmitteln sowie das Auslassen verschiedener Mahlzeiten zu beobachten. Und – jeder fünfte Haushalt verzichtet auf die erforderlichen Arzneimittel und Arztbesuche.

„Die Folgen der Wirtschaftskrise machen den Haushalten länger zu schaffen als der Wirtschaft“, kommentiert Georgi Stoitschew. „Und es gibt eine weitere Besonderheit. Während sich die Krise langfristig gesehen auch gesundend auf die Wirtschaft auswirken kann – z.B. durch höhere Arbeitsproduktivität und den Wegfall ineffizienter Produktionen – so schafft sie für die Haushalte langfristige Risiken. Z.B. sind Kinder, die krisenbedingt das Schulsystem verlassen haben oder Menschen, die heute keine angemessene Behandlung erhalten, weil sie es sich nicht leisten können, langfristig gefährdet.“

Obwohl die Talfahrt der Durchschnittslöhne vorbei ist, hat die Krise zu einer größeren sozialen Ungleichheit in der Gesellschaft geführt, belegen die Ergebnisse der Untersuchung. Auch die Zahl der krisenbedingten Kurzarbeiter ist in den meisten Branchen zurückgegangen, mit Ausnahme des Bauwesens, des Einzelhandels und der Autowerkstätten. Zudem ist die Lage am Arbeitsmarkt nach wie vor unstabil, denn in den letzten zwölf Monaten haben sich mehr Arbeitslose gemeldet, als Menschen, die einen neuen Job gefunden haben. Analysten zufolge seien das noch keine Voraussetzungen für rückläufige Arbeitslosenzahlen. Für welche bulgarischen Haushalte ist der Aufwärtstrend im Alltag reell spürbar?

„Mit Sicherheit können wir davon ausgehen, dass sich der Arbeitsmarkt einige Monate nach der Wiederherstellung anderer wichtiger Indikatoren der makrowirtschaftlichen Entwicklung wieder normalisieren wird“, sagt Georgi Stoitschew. „D.h. erst wird die Wirtschaftsleistung allmählich steigen und 6 bis 12 Monate später werden dann auch andere Auswirkungen folgen, wie etwa Rückgang der Arbeitslosigkeit. Erst dann werden die Haushalte diesen Aufwärtstrend zu spüren bekommen.“

Übersetzung: Christine Christov
По публикацията работи: Rumjana Zwetkowa


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