Kraischte – so nennt sich der äußerte Westen Bulgariens, wo eine der ärmsten Regionen Europas angesiedelt ist. Im Gegensatz zu anderen aufpolierten und erschlossenen Tourismusgebieten ist diese Gegend im bulgarischen Nordwesten der Vergessenheit und dem wirtschaftlichen Verfall preisgegeben. Dafür suchen die Panoramen ihresgleichen. Den Smog der Sofioter Ebene hinter uns lassend, erheben sich vor unseren Augen Berge mit verschneiten Gipfeln, die die Grenze zum benachbarten Serbien bilden. Kleine Dörfer, in denen nur noch wenige Menschen leben, machen in anmutigen Tälern auf sich aufmerksam. Inmitten dieser scheinbar aus dem Pinsel eines Renaissance-Malers stammenden Idylle liegt die Stadt Tran.
Bekannt sind die Bewohner von Tran mit ihrem einzigartigen, völlig unverständlichen Dialekt, der sich in eine Art touristische Neckerei verwandelt hat. Wenn man sie danach fragt, was für sie das Typischste ihrer Gegend ist, erhält man häufig die Antwort "Natürlich unsere Mundart". Darauf folgt meist ein ausgiebiger Wortschwall. So erfahren wir beispielsweise den kürzesten bulgarischen Satz "Ja ju jaja", was aus dem Traner Dialekt übersetzt bedeutet "Ich reite eine Stute." Allerdings ist weit und breit kein Pferdehof in Sicht. Dafür will die Stadtverwaltung einen Radweg durch die malerische Erma-Schlucht anlegen. Hier gibt es auch einen Naturpfad, der jedoch nicht gepflegt wird und deshalb besondere Ausrüstung erfordert.
Und eine weitere lokale Sehenswürdigkeit entfacht den Stolz der Einheimischen als auch die kulinarischen Fantasien der zufällig hierher geratenen Touristen. Und zwar der bulgarische Joghurt, dessen Heimat das Dorf Studen Izwor ist. Hier befindet sich das Geburtshaus von Stamen Grigorow - dem Entdecker des berühmten Lactobacillus bulgaricus. Unser Bakterium ist der Verursacher des weltbekannten bulgarischen Joghurts. Diesem gesunden Produkt ist zudem ein eigenes Joghurtfest gewidmet, das in diesem Jahr Ende Juni stattfindet. Dabei wollen die Teilnehmer demonstrieren, wie man mit Joghurt... malt, was immer das auch bedeuten mag!
"Tran ist das Schönste was es gibt" - unter diesem Motto findet eine weiteres Festival statt, das allerdings den Volkstänzen gewidmet ist. Nicht zu vergessen das Museum der traditionellen Busintzi-Keramik. Dieses beherbergt eine einzigartige Töpferwarensammlung und veranschaulicht die hohe Töpferkunst der lokalen Bevölkerung in der Vergangenheit, in welcher sich in jedem Haus ein Töpferrad drehte.
Aber auch die unberührte Natur mit ihren atemberaubenden Aussichten kann sich sehen lassen. Auf dem 1.705 m hohen Rui-Berg liegt einem die gesamte Znepole-Ebene zu Füßen.
"Die Wanderung auf den Rui-Hügel dauert etwa vier Stunden", schwärmt die 25-jährige Katerina Zwetanowa, Expertin bei der Traner Gemeindeverwaltung. "Auf 1.500 m gibt es eine renovierte Hütte. Auf dem Gipfel verläuft die Grenze zu Serbien. Alljährlich am 13. Juni steigen über 1.500 Bulgaren und Serben beiderseits der Grenze zum Gipfel auf. Auch gehört dieses Gebiert mit seiner reichen Artenvielfalt zum Natura2000-Netzwerk. Weniger bekannt ist der 4 m hohe Wrabtscha-Wasserfall im gleichnamigen Dorf. Im Sommer versammelt man sich hier, um zu picknicken und auszuspannen. Unbedingt zu empfehlen sind ferner die Zelenigrad-Felsen mit zahlreichen Überresten altertümlicher Kultstätten. Im Februar findet hier das Orata-Kopata-Fest zur Vertreibung der bösen Geister statt. Dann werden große Feuer entzündet und am Abend lässt man brennende Autoreifen den Abhang herunter rollen, die alles Böse in der Umgebung vertreiben sollen."
In der Umgebung gibt es viele kleine Kapellen, verlassene Kirchen und alte Klöster, in denen ungeahnte Schätze schlummern. Genannt sei das im Zweiten Bulgarischen Reich gegründete Erzengel-Michael-Kloster. Die erhaltenen Fresken stammen aus dem 14.-16. Jahrhundert. Die heiligen Gemäuer sind teilweise restauriert. Zu erreichen sind sie über einen gut ausgeschilderten Naturpfad.
Der bekannteste heilige Ort ist jedoch die Felskappelle der heiligen Petka. Man geht davon aus, dass die christliche Märtyrerin im 10. Jahrhundert hier vor ihren Verfolgern Schutz suchte. Die Einheimischen glauben an die wundertätige Kraft der in den Fels gehauenen Kappelle. Man müsse lediglich eine Kerze anzünden und zur heiligen Petka beten, die übrigens als Schutzheilige der Traner gilt.
Danach kann man seinen Aufstieg entlang der steilen Bergkämme in der Grenzregion fortsetzen und dabei die verborgenen Schätze der von der touristischen Neugier noch unberührten Gegend erkunden. Für manch einen wird ein solcher Ausflug zu einem Abenteuer, das sich allemal lohnt. Dazu muss man lediglich seinen Sinnen und seiner Fantasie freien Lauf lassen.... Kraischte erwartet dich!
Übersetzung: Christine Christov
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