Je mehr vom Euro die Rede ist, desto mehr scheinen die Befürchtungen der Bulgaren zu wachsen, dass die gemeinsame europäische Währung zu noch höheren Preisen in den Geschäften führen könnte. Um die Fragen und Fakten, die unsere Landsleute im Zusammenhang mit der Einführung des Euro am meisten beunruhigen, näher zu beleuchten, lud eine der größten Gewerkschaften des Landes, die KNSB, Experten zu einer Diskussion ein und forderte, dass der Staat bereits mit dem Beitritt zur Eurozone einen speziellen Mechanismus für Transparenz und Klarheit bei der Preisgestaltung ausarbeitet.
Vor dem Hintergrund der derzeit hohen Inflation und des großen Einkommensrückstands in unserem Land stellt sich die große Frage, ob wir ausreichend auf die Einführung des Euro vorbereitet sind oder lieber abwarten sollten, bis unsere Wirtschaft mit der der anderen EU-Länder mithalten kann. Die Angst vor dem Verlust der Währungshoheit unseres Staates und die Nostalgie zum bulgarischen Lew wecken heftigen Widerstand gegen die Einführung der europäischen Währung.
„Es besteht definitiv kein Grund zu der Annahme, dass die Einführung des Euro zu einem schnelleren Wirtschaftswachstum und einem Einkommenszuwachs führen wird“, so Georgi Wuldschew vom Expertenklub für Wirtschaft und Politik, der an der von der KNSB in Sofia organisierten Diskussion teilgenommen hat:
„Es gibt diesbezüglich viele widersprüchliche Daten, Beispiele von Ländern, deren wirtschaftliche Entwicklung sich verlangsamt hat, nachdem sie der Eurozone beigetreten sind. Und es gibt andere Länder außerhalb der Eurozone, deren Entwicklung schneller voranschreitet. Gleichzeitig ist das große Problem des Euroraums die Verschuldung. Diese Kombination aus niedriger Produktivität und geringem Wachstum im Euroraum ist sehr brisant. Sollte dieses Problem nicht gelöst werden, werden wir wahrscheinlich eine weitere Schuldenkrise im Euroraum erleben, und zwar nicht von einer kleinen Volkswirtschaft wie Griechenland, sondern von einer großen Volkswirtschaft wie zum Beispiel Italien. Und diese Krise wird de facto dazu führen, dass alle verarmen, um diese älteren Volkswirtschaften zu retten. Das ist ein großes Risiko, das die Eurozone ausräumen muss, bevor wir überhaupt an einen Beitritt denken. Wir haben keinen Nutzen von einem Beitritt im Jahr 2024, da sich das Problem weiter verschärft. Wir sollten bis 2043 abwarten, um zu sehen, wie sich der Euroraum in diesem Zeitraum entwickelt. Wenn er reformiert wird und alle von mir genannten Probleme gelöst sind, wird die Debatte ganz anders aussehen“, so der Analyst Georgi Wuldschew, der sich für eine abwartende Haltung Bulgariens ausspricht.
Die Ökonomen der KNSB erinnerten daran, dass die Indikatoren der Länder, die vor uns der Eurozone beigetreten sind, ähnlich waren wie die der bulgarischen Wirtschaft derzeit. „Wir sind bereits Mitglied des Währungsmechanismus II, wir sind bereits Mitglied des europäischen Bankenmechanismus und der Bankenunion, wir haben genug Schritte unternommen, so dass diese Debatte für oder gegen den Euro nun überfällig ist“, meint Dobrin Iwanow, Direktor der Vereinigung des Industriekapitals in Bulgarien:
„Die oberste Priorität der bulgarischen Arbeitgeberverbände besteht darin, alle Reformen zu beschleunigen und die notwendigen Maßnahmen für den Beitritt Bulgariens zur Eurozone im Jahr 2023 zu treffen. Die bulgarischen Unternehmer sind informiert und haben sich schon lange vor dem offiziellen Beitritt der Eurozone angeschlossen, da die Geschäfte in Euro abgewickelt werden, 75 Prozent der bulgarischen Exporte auf EU-Länder ausgerichtet sind und unsere Geschäftspartner in der Eurozone sind. Wir wollen mit ihnen in einer Währungseinheit arbeiten“, betonte Dobrin Iwanow.
Übersetzung: Rossiza Radulowa
Fotos: Pixabay
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