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„Caritas“ reicht den Armen, Leidenden und Bedürftigen die Hand

Die Organisation der Katholischen Kirche begeht ihren Tag mit zahlreichen Wohltätigkeitsveranstaltungen

Foto: caritas.bg

Am 16. November begehen wir den Tag von „Caritas“ – der Wohltätigkeitsorganisation der Katholischen Kirche, die durch Fürsorge und Akte der Barmherzigkeit Hoffnung in die Herzen der Bedürftigen sät. An diesem Tag erinnern wir uns daran, dass nicht materieller Reichtum das Wichtigste ist, sondern die ausgestreckte Hand gegenüber Obdachlosen, Bettelnden und Geflüchteten, damit auch sie ihren Weg auf dieser Erde würdevoll gehen können.


Der Tag von „Caritas“ wird am ersten Sonntag nach dem 13. November begangen, wenn die Katholiken der Erinnerung an die bulgarischen seligen Märtyrer Ewgenij Bossilkow, Kamen Witschew, Pawel Dschidschow und Jossafat Schischkow gedenken. Das Datum ist außerdem mit dem von Papst Franziskus ausgerufenen Welttag der Armen verbunden. Aus Anlass dieses besonderen Tages richtet Papst Leo XIV. seine Botschaft mit den Worten des Psalms „Du bist meine Hoffnung, Herr und Gott, meine Zuversicht“ an die Gläubigen – als Erinnerung daran, dass der Glaube keine Flucht vor Schwierigkeiten ist, sondern eine Kraft, die Mut zum Lieben und zum Mittragen fremden Leids verleiht.

Emanuil Pataschew

„Viele der Priester, darunter auch Bischof Ewgenij Bossilkow, arbeiteten sowohl für die Armen und Bedürftigen als auch für die Gläubigen in Bulgarien – und zwar so sehr, dass sie ihr Leben gaben“, sagt Emanuil Pataschew, Generalsekretär von „Caritas Bulgarien“. „(Am 11. November 1952 wurden Bossilkow, Witschew, Dschidschow und Schischkow im Hof des Zentralgefängnisses Sofia erschossen – Anm. d. Red.). Nach den demokratischen Veränderungen wurden sie seliggesprochen. Wir versuchen also, diese Daten zu verbinden, indem wir auf einem Glauben fußen, der bis zum Martyrium geht. Wenn wir uns der heutigen Situation und der Botschaft des Papstes zuwenden, Hoffnung in Christus zu finden, während wir mit den Armen arbeiten und ihnen begegnen, sind das alles Anlässe, die uns am Tag von ‚Caritas‘ zusammenführen.“


Am Sonntag werden in den katholischen Diözesen während der Liturgien die Botschaften des Caritas-Tages verkündet. Anschließend folgen zahlreiche Wohltätigkeitsveranstaltungen, thematische Treffen und Kunstwerkstätten mit Nutzern sozialer Dienste, Studierenden und Ehrenamtlichen. Dazu zählen ein Wohltätigkeitsbasar im Südpark in Sofia mit Produkten, hergestellt von Kindern und älteren Menschen mit Behinderungen, sowie die Initiative „Kaffee für Hilfe“ – eine aromatische Tasse als Dank an alle, die die Arbeit von Caritas unterstützen.


„Warna ist einer der Orte, an denen viele Ukrainer Zuflucht gefunden haben und bis heute dort leben“, ergänzt Emanuil Pataschew. „Bei einem gemeinsamen Treffen mit den barmherzigen Schwestern von Mutter Teresa, die mit Obdachlosen der Stadt arbeiten, wird über die Erwartungen der Geflüchteten und darüber gesprochen, wie unsere Gesellschaft sie aufnimmt. In Burgas wiederum werden Obdachlose, die von Caritas unterstützt werden, der Organisation mit freiwilliger Arbeit danken, indem sie versuchen, das Gebäude zu verschönern, in dem sie Wärme, Mahlzeiten und eine Dusche bekommen – etwa durch die Gestaltung neuer Wandmalereien. In Plowdiw beginnt die Feier des Tages bereits am Vorabend mit einem Ball, bei dem zahlreiche Gäste – Freunde, Spender und Ehrenamtliche – mit ihrer Wohltätigkeit die Arbeit von Caritas in den kommenden Monaten unterstützen werden.


Die beim Ball gesammelten Mittel werden zur Schaffung von Arbeitsplätzen für Menschen aus verletzlichen Gruppen beitragen und soziale Programme unterstützen. Besondere Aufmerksamkeit gilt auch jenen, die vor Kriegen, Unterdrückung und Ungerechtigkeiten geflohen sind. In Warna werden Geflüchtete eine Tafel mit Botschaften gestalten. Doch was schulden wir als Gesellschaft den Geflüchteten – und welche Worte sollten wir ihnen sagen, um Vorurteile zu überwinden?

Flüchtlinge aus dem Krieg in der Ukraine lernen Bulgarisch

„Die Welt hat sich in den letzten Jahren stark verändert, und das Wort ‚Zuhause‘, der Ort, an dem man sich geborgen fühlt, hat eine neue Bedeutung bekommen“, sagt Emanuil Pataschew. „Heute kann das Zuhause an einem Ort sein und morgen aus irgendeinem Grund an einem anderen – ob freiwillig oder gezwungenermaßen. Als aufnehmendes Land müssen wir begreifen, dass wir allen, die bei uns Schutz suchen, sagen müssen: ‚Willkommen!‘ Andererseits dürfen sie aber nicht bloß unsere Gäste bleiben – sie sollen ebenfalls zu allem beitragen, was die bulgarische Gesellschaft braucht. Das heißt: Wir müssen sie so schnell wie möglich integrieren. Caritas hat Programme und Karrierezentren in den großen Städten und bemüht sich, diesen Menschen Arbeit zu vermitteln, damit sie ein Einkommen und ein würdigeres Leben haben.

Obwohl die Organisation mit dem Staat im Dialog steht – dieser erkennt Caritas als zuverlässigen Partner an und überträgt ihr viele Aufgaben –, gebe es dennoch Hindernisse, sagt Pataschew. Er nennt erneut das Thema Geflüchtete als Beispiel:

„Wenn diese Menschen sich in einer Gemeinde integrieren möchten, verfügt der Staat über Instrumente, um sie zu unterstützen, auch finanziell. Doch leider bleibt vieles aus verschiedenen Gründen nur auf dem Papier und funktioniert in der Praxis nicht. Es gibt also noch viel zu tun – aber zuerst muss der Staat entscheiden, was er selbst übernehmen möchte und was er anderen überlässt. In entwickelten Staaten ist diese Frage längst geklärt.


Wenn ein Mensch leidet, kann er Fürsorge erhalten – doch am wichtigsten ist ein gutes Wort. Wenn wir einander zuhören, können wir gemeinsam die beste Lösung finden. Zum Tag von „Caritas“ richtet der Generalsekretär von Caritas Bulgarien seine Botschaft an die Menschen:

„Wie Christus sagte: Es wird immer Arme unter euch geben – und wir müssen immer für sie arbeiten.“


Autorin: Diana Zankowa

Übersetzt und veröffentlicht von Lyubomir Kolarov

Fotos: caritas.bg, vaticannews.va, caritas-ruse.bg



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